Das Business-Netzwerk XING positioniert sich deutlich als Recruiting-Plattform. Über die (zahlenmäßige) Bedeutung von XING als Recruiting Plattform kann trefflich gestritten werden. Das international übermächtige LinkedIn hat XING offenbar in Deutschland inzwischen überholt (siehe Wollmilchsau: LinkedIn überholt XING in Deutschland). Dennoch scheint XING in Sachen Recruiting-Relevanz im deutschsprachigen Raum bei den Sozialen Netzwerken die Nase vorn zu haben (siehe Social Media Recruiting ist tot auf Jobnet.de).
Wie dem auch sei. XING wird von Recruitern genutzt und Recruiter werden auf XING von potenziellen Kandidaten wahrgenommen. Aber wie sieht´s mit dem “Recruiter Branding” aus? Genau darum geht es hier.
Kontaktpunkte Recruiter – potenzielle Bewerber auf XING
Über die von XING gezielt angebotenen Recruiting-Instrumente (XING Talentmanager, Stellenanzeigen, Employer Branding Profile, Projektbörse) kann man sich als Arbeitgeber präsentieren und Kandidaten (gezielt) ansprechen.
Aber auch die grundlegenden Funktionen des Netzwerks, die Basis- und Premium-Mitgliedschaft und die Präsenz in Gruppen, sind in Bezug auf das Recruiting nicht zu unterschätzen. Denn viele Bewerber besuchen Profile von Recruitern, um sich z.B. über die Person zu informieren, die das eigene Profil besucht hat oder aktiv Kontakt aufgenommen hat. Andere gehen auf Recruiterprofile, um nach einem potenziellen Ansprechpartner für eine Bewerbung Ausschau zu halten.
Ob ein Bewerber dann die gewünschten Folgeaktivitäten unternimmt, hängt durchaus auch davon ab, wie das besuchte Profil auf ihn wirkt und ob er die erwarteten Informationen findet. Stellt sich die Frage, wie gut Recruiter und Personaler, sich hier präsentieren und die Chance nutzen, ein gutes Bild und ein gutes Gefühl beim Besucher/potenziellen Kandidaten zu hinterlassen.
50 Recruiter auf XING im Profil-Spiegel
Im Rahmen meiner Recherchen zum Blogbeitrag “Recruiters Face to the Candidate” sind mir immer wieder einzelne Profile positiv aufgefallen, mit denen Recruiter auf XING Bewerber oder auch mögliche Auftraggeber resp. Arbeitgeber auf sympathische und informative Weise ansprechen. Aber ich hatte auch den Eindruck gewonnen, dass viele Ansprechpartner in Stellenanzeigen eher nicht als Recruiting-Repräsentanten auftreten und die Möglichkeiten des XING-Profils nicht ausschöpfen. Deshalb bin ich mal systematisch an die Sache herangegangen und habe mir 50 zufällig ausgewählte Xing-Profile von Recruitern nochmals genauer angesehen. Dabei bin ich diesen Fragen nachgegangen:
- Was erfährt der Besucher über den Ansprechpartner, seine Funktion/Position, seine Erfahrung in dem, was er tut und mit dem Unternehmen, für das der Besucher sich ggf. interessiert?
- Welche Informationen erhält der Besucher zu angebotenen Stellen und dem Arbeitgeber, der durch diesen Ansprechpartner repräsentiert wird – direkt oder verlinkt?
- Gibt es Anregungen und Möglichkeiten, mehr zu erfahren und auf dem bevorzugten Weg Kontakt aufzunehmen?
Schaut man sich ein typisches XING-Profil an, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten, potenziellen Bewerbern relevante Informationen zu liefern und sich als Arbeitgeber-Repräsentant zu präsentieren. Um als Personaler oder Recruiter seine Besucher an die Hand zu nehmen und gute Informations- und Kontaktmöglichkeiten zu bieten, sind aus meiner Sicht hauptsächlich der Profilspruch, die Profildetails und das Portfolio relevant.
Relevante Elemente im XING-Profil
Ist der Besucher eingeloggt, sieht er grundsätzlich neben Bild, Name, Funktion und Unternehmen den Profilspruch. Weiter unten können dann aus dem Menü auf der linken Seite weitere Informationen aufgerufen werden. In der Grundeinstellung werden die Profildetails angezeigt (ich biete, ich suche, Berufserfahrung, Ausbildung, Sprachen, Qualifikationen, Auszeichnungen, Organisationen, Interessen,…). Rechts gibt es den Button “Kontaktdaten”. Ein Klick darauf bietet allerdings nur dann Informationen, wenn der Besucher bereits einen Kontakt hergestellt hat und die Daten freigegeben sind.
Erfolgt der Profilbesuch anonym ohne in XING angemeldet zu sein, ist der Profilspruch verborgen. Das gilt auch bei Privatsphäre-Einstellungen, die das Profil für Nichtmitglieder abrufbar setzen.
Überhaupt ist die Profildarstellung je nach Zugriffsweg und Login-Status des Besuchers sowie Privatsphäre-Einstellungen des Besuchten sehr unterschiedlich.
Ergebnisse der Profilanalyse
Die genauere Betrachtung der 50 Recruiter-XING-Profile zeigt diese Ergebnisse:
- Bis auf einzelne Ausnahmen sind in jedem Profil ein Foto, der Unternehmensname und die Funktion angegeben. Es fällt aber auf, dass mehrere Fotos zum einen nicht ganz Business-like sind und zum anderen durch die Formatumstellung bei XING auf das quadratische Format im November 2014 unscharf wirken.
- Bei jedem dritten Profil ist der Unternehmensnamen nicht mit einem XING-Unternehmensprofil verlinkt – entweder weil der Unternehmensname im Unternehmensprofil von dem im Recruiterprofil abweicht oder weil es gar kein Unternehmensprofil gibt.
- Von den möglichen Profilbestandteilen wird sehr unterschiedlich Gebrauch gemacht (Abbildung 1). Während die Profildetails durchgängig mehr oder weniger umfangreich genutzt werden, treten Profilspruch, Portfolio und die Angabe weiterer Profile im Netz in den Hintergrund.
- Schaut man sich den Informationsgehalt der Profildetails näher an, stellt man fest: Von der Qualifikation und dem Werdegang der Recruiter kann man sich bei ca. 85% recht gut ein Bild machen. Allerdings schweigt sich jeder dritte Recruiter zu den Zeiten im Werdegang aus, so dass der Erfahrungshorizont nicht immer gut eingeschätzt werden kann.
- Informationen zu vakanten Stellen bzw. gesuchten Qualifikationen sind überraschenderweise nur bei 64% der Profile in mindestens einem Profilelement ersichtlich. Auch hinsichtlich weiterführender Links oder Informationen zu Kontaktmöglichkeiten außerhalb von XING bleiben viele Recruiter hinter dem Möglichen zurück (Abbildung 2).
- Nur in jedem fünften Profil sind Informationen zur Rufnummer oder zur Email-Adresse des Recruiters für Besucher sichtbar.
- Verlinkungen zu weiterführenden Seiten sind ebenfalls Mangelware.
Da in den Suche/Biete-Angaben keine klickbaren Verlinkungen möglich sind, wird dort teilweise auf unkonventionelle Möglichkeiten zurückgegriffen. Ein Recruiter listet hier zwar die zu besetzenden Stellen, verweist dann für weitere Informationen auf eine Google-Suche über die kryptische Stellenkennziffer. Das geht zwar je nach eingesetztem Browser auch recht schnell, komfortabler wäre es aber, die Stellen mit Verlinkungen im Portfolio darzustellen.
Fazit: Das geht besser
Diese systematische Betrachtung zufällig ausgewählter Recruiter-Profile zeigt: Viele Recruiter schöpfen die Möglichkeiten nicht aus, in XING potenziell interessierten Kandidaten wichtige Zusatzinformationen zu liefern. Damit zeigen sie sich auch nicht in der Form als Arbeitgeber-Repräsentanten, wie es möglich wäre.
Und was nun tun? – Eine Checkliste zur Recruiter-Profil-Optimierung
- Voraussetzung: Selten in den Anleitungen und vorhandenen Checklisten zu sehen, m.E. aber die Basis für alles Weitere: Werden Sie sich klar, was Sie Bewerbern über Ihre Person, Ihr Unternehmen, Ihre Spezialitäten und die zu besetzenden Stellen vermitteln wollen. Welche Aktivitäten erwarten Sie von Ihren Besuchern? Versetzen Sie sich auch in die Lage potenzieller Bewerber und fragen Sie sich, was diese wohl für Informationen erwarten. Im Zweifel können Sie Bewerber auch mal direkt nach deren Eindrücken und Erwartungen fragen.
- Stopp! Bevor Sie loslegen: Schalten Sie in den Einstellungen die Meldungen an Ihre Kontakte zu Ihren Aktivitäten ab, damit nicht bei jeder kleinen Korrektur wiederholt Statusmeldungen rausgeschickt werden.
- Profilfoto: Das Foto prägt den ersten Eindruck. Aus meiner Sicht sollte sich ein den Bewerbern zugewandter Recruiter hier nicht verstecken. Ein Foto ist also obligatorisch. Das Bild sollte Sie als Recruiter zeigen, also business-tauglich sein. Zeigen Sie sich aufgeschlossen und einladend. Fragen Sie ggf. Freunde und Kollegen, wie diese Sie auf dem Foto sehen. Nach der Umstellung auf das neue quadratische Format wirken viele Fotos unscharf. Laden Sie ggf. neue Fotos in der empfohlenen Größe von 1024×1024 px hoch.
- Suche und Biete: In diesem Bereich können Sie allgemeine Stichworte zu den Stellen und Ihren Angeboten unterbringen, z.B. Traineeprogramm, Führungskräfte-Akademie, Praktikumsangebote.
- Weitere Profildetails: Angaben zu Ihrer Qualifikation und zum Werdegang helfen Bewerbern, sich ein eigenes Bild von Ihrer Person zu machen. Interessant aus Bewerbersicht ist insbesondere auch, wie gut Sie das Unternehmen kennen, also wie lange Sie bereits dort arbeiten.
- Portfolio: Im Portfolio können Sie einzelne Stellen beschreiben, Ihr Leistungsangebot darstellen, den Bewerbern und anderen Besuchern den Weg weisen. In Bildern, PDF-Dokumenten, Videos und Textblöcken ist sehr viel möglich (in unterschiedlichem Umfang je nach Mitgliedschaft). Auch das Angebot für eine direkte Kontaktaufnahme per E-Mail oder Telefon sowie ein Link zur Unternehmens-Karriereseite und den aktuellen Stellenangeboten ist hilfreich. In den Einstellungen können Sie übrigens wählen, ob das Portfolio oder Ihre Profildetails bei Profil-Aufruf sofort angezeigt werden soll.
Profilspruch: Der Profilspruch ist für meinen Geschmack sehr wichtig, auch wenn dieser nur bei eingeloggten XING-Usern angezeigt wird. Er steht an prominenter Stelle und ist auffallend formatiert. In den 420 Zeichen können Sie die Weichen für Ihre Besucher stellen. Damit Links anklickbar sind, müssen Sie im Klartext eingegeben werden, z.B. https://www.beispielseite.de. Auch hier können E-Mail-Adresse und/ oder Telefonnummer sinnvoll eingesetzt werden.- Unternehmensname: Denken Sie daran, dass der Unternehmensname verlinkt wird mit einem Unternehmensprofil auf XING. Bei Wahl des richtigen Namens und Vorhandensein des entsprechenden Unternehmensprofils können sich Bewerber auf diesem Weg auch bereits über das Unternehmen informieren, Kontaktdaten und Links nutzen. Auch die Jobangebote des Unternehmens auf XING und die in XING aktiven Mitarbeiter des Unternehmens können in einem Register angezeigt werden.
- Impressumspflicht: Prüfen Sie oder lassen Sie prüfen, ob für Ihr Xing-Profil eine Impressumspflicht besteht (https://rechtsanwalt-schwenke.de/blog/impressumspflicht/).
- Privatsphäre-Einstellungen: Prüfen Sie unter Einstellungen – Privatsphäre die Parameter. Denken Sie dabei an den Punkt 1 und prüfen Sie, ob Sie mit den getroffenen Einstellungen Ihre Ziele und die Interessen der Bewerber in Einklang bringen. Denken Sie in diesem Zusammenhang auch daran, die Meldungen zu Ihren Aktivitäten wieder zu aktivieren (siehe Punkt 2).
Mittels dieser Punkte kann Recruiter ein seinen Zielen entsprechendes XING-Profil einrichten, dass für Besucher die richtigen Informationen bietet und zu weiteren Informations- und Kontaktmöglichkeiten leitet. Für Feinheiten und den Ausbau des Profils sind hier noch ein paar weiterführende Quellen.
Expertise und Rat zum XING-Profil
Natürlich gibt es eine Reihe von Experten und viele gute Beiträge zur Gestaltung des Xing-Profils. Im Zweifel hilft in der Regel eine Internet-Suchmaschine weiter. Hier als Auswahl drei von mir herangezogene Anleitungen:
- https://mediendesign-quer.com/bildgroessen-fuer-das-neue-xing-portfolio/
- https://social-media-tipps.net/neues-xing-profil-einrichten/
- https://www.deutsche-startups.de/2013/07/26/schritt-fur-schritt-zum-neuen-xing-profil/
Hilfreich und unterhaltsam sind auch die Video-Anleitungen des XING-Experten Joachim Rumohr.
Gezielte Informationen für Personaler und Recruiter zu XING habe ich außerdem vor kurzem von Markus Gehlken in einem Whitepaper erhalten. Bei Interesse nehmen Sie direkt Kontakt auf. Er wird Ihnen sicher das Whitepaper zur Verfügung stellen.
Die hier aus meiner Perspektive dargestellten Punkte sind sicher nicht abschließend. Ergänzungen, Detailklärungen, Kritik und weitere Hilfestellungen können Sie deshalb gerne über die Kommentarfunktion übermitteln.
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* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.