Warum viele Neueinstellungen das erste Jahr nicht überstehen: Ursachen und Lösungen

Studytube Learning & Development Monitor - Mehr als jede*r Vierte neue Beschäftigte verlässt seinen Arbeitgeber schon nach einem Jahr wieder

Viele neue Mitarbeitende verlassen ihren Job bereits nach einem Jahr wieder. Laut einer aktuellen Studie, dem „Learning & Development Monitor“ von Studytube, kündigen 28,4% der neu eingestellten Beschäftigten innerhalb des ersten Jahres. Dieses Ergebnis basiert auf einer Befragung von 1.799 Beschäftigten, darunter 515 HR-Manager, 362 Führungskräfte und 922 Mitarbeitende.

Diskrepanz zwischen Erwartungen und Realität

Ein bedeutender Teil des Problems liegt in der unterschiedlichen Wahrnehmung der Kündigungsgründe. Während Personalverantwortliche oft denken, dass die inhaltlichen Erwartungen der Mitarbeitenden nicht erfüllt werden, sehen 68% der Führungskräfte das Gehalt als Hauptgrund für die Abwanderung. Weiterbildungsangebote und sekundäre Arbeitsbedingungen, wie Benefits, spielen ebenfalls eine große Rolle.

Weiterbildung als Schlüssel zur Mitarbeiterbindung

Obwohl viele HR-Manager die Bedeutung von Weiterbildungsangeboten erkennen, zeigen die Zahlen, dass diese Maßnahmen oft nicht ausreichen oder nicht richtig umgesetzt werden. 68% der HR-Verantwortlichen bewerten Weiterbildungsangebote als wichtige Investition, doch nur 18% sehen sie als Hauptgrund für Kündigungen.

Strategien zur Bekämpfung des Fachkräftemangels

Viele Unternehmen setzen auf Reskilling und Upskilling, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen und die Mitarbeitenden zu binden. 43% der HR-Manager*innen geben an, dass sie strategisch Beschäftigte für neue Aufgabenfelder umschulen. Weitere 30% fokussieren sich auf den langfristigen Kompetenzaufbau im Kontext des digitalen Wandels. Dennoch nennen 37% der Führungskräfte und ein Drittel der Mitarbeitenden fehlende Weiterbildungsangebote als Grund für ihre Kündigungen.

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Ein Kommunikationsproblem

Ein weiteres Problem ist die Selbstbestimmung bei der Weiterbildung. Nur 37% der befragten Mitarbeitenden können selbst entscheiden, wann sie sich weiterbilden. Dagegen glauben 55% der HR-Verantwortlichen, dass ihre Mitarbeitenden diese Möglichkeit haben. Diese Diskrepanz deutet auf ein Kommunikationsproblem hin, das gelöst werden muss.

Dr. Jörn Heyenrath, CRO von Studytube, kommentiert die Studie: „Die demografische Entwicklung und die Anzahl unbesetzter Stellen führen zum viel diskutierten Fachkräftemangel und verstärken nicht zuletzt die Abwanderungswelle in den Unternehmen. Immer mehr Beschäftigte wechseln zu den Unternehmen, die ihnen noch bessere Rahmenbedingungen bieten. Unsere Zahlen zeigen, dass die Wechselgründe in vielen HR-Abteilungen nicht richtig gewichtet werden.“

Wichtige Rahmenbedingungen für die Weiterentwicklung

Auf die Frage, welche Rahmenbedingungen sie für ihre optimale Weiterentwicklung benötigen, antworten die meisten Beschäftigten, dass sie während der Arbeitszeit lernen möchten. Dieser Wunsch ist ihnen sogar wichtiger als eine motivierende Führungskraft oder ein modernes Lernangebot. Hier gibt es jedoch oft eine Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Mitarbeitenden und den Angeboten der Arbeitgeber.

Über den Studytube Learning & Development Monitor

Der Studytube Learning & Development Monitor untersucht seit 2020 in den Niederlanden Trends und Schwerpunktthemen beim beruflichen Lernen und in der beruflichen Weiterentwicklung. 2024 erschien zum zweiten Mal eine deutsche Version. Für die Deutschland-Ausgabe befragte das Marktforschungsinstitut Motivaction 515 HR-Verantwortliche, 362 Führungskräfte und 922 Mitarbeitende aus Organisationen mit über 200 Mitarbeitenden im Januar 2024.

Strategische Weiterbildung als Lösung

Um die hohe Fluktuation innerhalb des ersten Jahres zu reduzieren, müssen Unternehmen ihre Weiterbildungsstrategien überdenken und besser kommunizieren. Es ist wichtig, dass die Bedürfnisse der Mitarbeitenden in den Vordergrund gestellt und die Diskrepanzen zwischen den Erwartungen und der Realität abgebaut werden. Strategische Weiterentwicklung könnte der Schlüssel sein, um Fachkräftemangel zu bekämpfen und die Mitarbeiterbindung zu stärken.