Deutsche Unternehmen haben noch jede Menge Nachholbedarf, wenn es darum geht, die Herausforderungen durch den demografischen Wandel zu meistern: Nur 28 Prozent der Firmen planen ihren Personalbedarf fünf Jahre oder länger im Voraus, zeigt eine aktuelle Umfrage der Initiative Demografie Exzellenz e.V. Und nur jedes fünfte Unternehmen macht zielgruppenspezifisches Personalmarketing. Aber es gibt auch positive Entwicklungen: Zum Beispiel betreiben mehr Firmen ein systematisches Talentmanagement als noch vor drei Jahren. Mittlerweile tut dies jedes dritte Unternehmen, 2015 waren es nur elf Prozent. Das ergab das Trendbarometer 2018 der Initiative Demografie Exzellenz e.V. in Kooperation mit der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Lörrach. Dazu hat Studienleiter Professor Uwe Schirmer 128 deutsche Unternehmen zum Einsatz von demografie-orientierten Personalinstrumenten befragt.
„Die Unternehmen kämpfen seit Jahren mit dem Fachkräftemangel und auch in Politik und Wirtschaft wird das Thema immer wieder diskutiert. Obwohl die Unternehmen mit Personalbeschaffung und Talentmanagement dagegen vorgehen müssten, vernachlässigen sie immer noch diese grundlegenden Handlungsfelder“, sagt Gerhard Wiesler, Partner bei Kienbaum und im Vorstand des Demografie Exzellenz e.V.
Retentionmanagement gewinnt an Bedeutung
Die Unternehmen erkennen, dass die Bindung von Mitarbeitern eine wichtige Maßnahme ist, um den demografischen Wandel zu meistern: Mehr als die Hälfte der befragten Firmen betreibt eine lebensphasenorientierte Personalarbeit, um auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter in besonderen Lebenssituationen eingehen zu können und immerhin 43 Prozent haben ein langfristig ausgerichtetes Mitarbeiterbindungskonzept etabliert.
Work-Life-Balance und Gesundheitsmanagement sind wichtig für Arbeitgeberattraktivität
Flexible Arbeitszeitmodelle werden zukünftig relevanter, um vor allem der geforderten Work-Life-Balance der Generationen Y und Z nachzukommen. 64 Prozent der befragten Unternehmen geben an, bereits flexible Arbeitszeitmodelle anzubieten. Für die restlichen Unternehmen gewinnt das Thema ebenfalls an Bedeutung, um die eigene Arbeitgeberattraktivität zu sichern.
Mehr als die Hälfte der Unternehmen engagieren sich für die Gesundheitsförderung, aber nur ein geringer Anteil richtet das Gesundheitsmanagement strategisch aus: Die Unternehmen bieten Vorsorgeuntersuchungen, Gesundheitsüberprüfungen und verhaltenspräventive Gesundheitsmaßnahmen an, doch nur 35 Prozent definieren hierbei klare Ziele.
Auch in der Personalentwicklung besteht Verbesserungsbedarf
Knapp die Hälfte der befragten Unternehmen ermittelt den Qualifikationsbedarf ihrer Mitarbeiter und kennt deren zukünftig benötigte Kompetenzen. Trotzdem ist nur in 36 Prozent der Unternehmen ein ausgearbeitetes Kompetenzmodell als Basis für eine zielgerichtete, strategieintegrierte Personalentwicklung vorhanden.
„An diesen Ergebnissen erkennt man, dass der Weg zur Demografie-Exzellenz noch lange nicht abgeschlossen ist. Ich sehe vor allem in der Zusammenarbeit im Demografiemanagement, beispielsweise mit Krankenkassen, ein großes Potenzial, um das Feld weiter zu professionalisieren“, sagt Professor Peter Billen, DHBW Lörrach, Mitverfasser der Studie.