Die Rolle der Teilzeitkräfte in der Arbeitswelt hat sich in den letzten Jahren deutlich gewandelt. Eine aktuelle Studie von meinestadt.de in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Bilendi zeigt, dass 75 % der Teilzeitkräfte gar nicht vorhaben, wieder in Vollzeit zu arbeiten. Dies hat potenziell weitreichende Auswirkungen auf die Fachkräftelücke, insbesondere in Branchen wie der Pflege, in der etwa die Hälfte der Fachkräfte in Teilzeit arbeitet.
Gründe für Teilzeitarbeit bei Fachkräften
Die Entscheidung, in Teilzeit zu arbeiten, wird oft von familiären oder gesundheitlichen Lebensumständen getrieben. Laut der Studie geben 34,0 % der Befragten an, dass die Kindererziehung ein maßgeblicher Faktor ist. 15,1 % haben gesundheitliche Gründe, und 4,7 % kümmern sich um die Pflege von Angehörigen. Interessanterweise entscheiden sich auch einige Fachkräfte bewusst für Teilzeit, um mehr Lebensqualität oder Zeit für andere Interessen zu haben. Unter Männern ist dieser Anteil (43,3 %) höher als bei Frauen (26,6 %). Ein kleiner Prozentsatz (6,8 %) arbeitet in Teilzeit, weil sie keinen Vollzeitjob finden.
Teilzeit als Dauerzustand
Was besonders auffällt, ist, dass für 75,4 % der Teilzeitfachkräfte feststeht, dass sie dauerhaft in Teilzeit bleiben möchten. Nur 24,6 % erwägen eine Rückkehr in die Vollzeitarbeit. Dies wirft die Frage auf, warum Vollzeitarbeit für so viele Fachkräfte unattraktiv ist, selbst wenn sie zunächst aus bestimmten Lebensumständen heraus in Teilzeit arbeiten.
Ist Teilzeit ein Karrierekiller?
Die Studie zeigt auch, dass 38,1 % der Fachkräfte glauben, dass Teilzeitkräfte im Vergleich zu Vollzeitkräften im Job benachteiligt sind, und 76,0 % schätzen die Chancen auf eine Führungsposition für Teilzeitkräfte als deutlich schlechter ein. Dennoch gibt es auch Gegenteile zu dieser Ansicht. Eine Minderheit von 44,0 % stimmt dem zu, dass Teilzeit ein Karrierekiller ist. Befürworter argumentieren, dass Karriere mit 120 % Einsatz möglich sei und dass Teilzeitkraft oft als halbherziger Einsatz wahrgenommen werde. Gegner dieser These betonen, dass die Arbeitsleistung nicht von der Arbeitszeit abhängt und dass es durchaus Teilzeitkräfte in Führungspositionen gibt.
Engagierte Teilzeitfachkräfte
Unabhängig vom Arbeitszeitmodell geben 62,2 % der Fachkräfte an, eine hohe emotionale Bindung an ihren Arbeitgeber zu haben. Erstaunlicherweise engagieren sich 74,5 % der Fachkräfte über das geforderte Maß hinaus. Interessanterweise gibt es hier nur geringe Unterschiede zwischen Teilzeit- und Vollzeitkräften.
Herausforderung für Arbeitgeber
Die Ergebnisse dieser Studie werfen wichtige Fragen für Arbeitgeber auf. Wie können sie Teilzeitkräfte binden und anziehen? In einer Zeit, in der Teilzeitarbeit für viele Fachkräfte zur dauerhaften Präferenz wird, sollten Organisationen darüber nachdenken, was es bedeutet, ein attraktiver Arbeitgeber für Teilzeitkräfte zu sein.
In Anbetracht dieser Entwicklungen ist es entscheidend, dass Unternehmen flexible Arbeitsmodelle und Karrierechancen für Teilzeitkräfte schaffen. So können sie wertvolles Talent halten und gleichzeitig der steigenden Nachfrage nach flexiblen Arbeitsmöglichkeiten gerecht werden.