Die Randstad-ifo-Personalleiterbefragung Q3 2024 gewährt Einblicke in die Entwicklung von Teilzeitmodellen in Deutschland. Dabei zeigt sich: Teilzeitbeschäftigung wird zunehmend als attraktives Modell angesehen, besonders von großen Unternehmen und im Dienstleistungssektor. Personalverantwortliche erkennen, dass Teilzeitmodelle nicht nur die Mitarbeitenden zufriedener machen, sondern auch zur Flexibilität und Attraktivität der Arbeitgebermarke beitragen.
Positive Bewertung von Teilzeitmodellen: Flexibilität und Zufriedenheit im Fokus
Die Umfrage zeigt, dass mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen (76 %) Teilzeitstellen als vorteilhaft einstufen. Interessant ist, dass vor allem die großen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden in Teilzeitmodellen eine Chance sehen (83 %), während kleinere Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten nur zu 73 % ähnlich positiv denken. Das zeigt, dass große Unternehmen die Möglichkeiten, die Teilzeit mit sich bringt, eher wahrnehmen und ausschöpfen.
Die Gründe für diese positive Bewertung sind vor allem:
- Mitarbeiterzufriedenheit: Mehr als die Hälfte der Unternehmen (56 %) ist überzeugt, dass Teilzeit zu einer höheren Zufriedenheit der Mitarbeitenden beiträgt.
- Deckung des Personalbedarfs: Fast ebenso viele Unternehmen (51 %) sehen in der Flexibilität von Teilzeit eine Möglichkeit, den eigenen Personalbedarf flexibel zu decken.
Allerdings erwarten nur 18 % der Betriebe eine direkte positive Auswirkung auf die Produktivität.
Teilzeit und Produktivität: Ein unterschätzter Faktor?
Dass viele Unternehmen in Teilzeit keinen direkten Produktivitätsgewinn sehen, weist auf eine Lücke im Verständnis der Potenziale hin. Verena Menne von Randstad erklärt:
„Teilzeitmodelle sind wertvoll für die Flexibilität der Mitarbeitenden und die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Damit zahlen sie stark auf die Attraktivität der Arbeitgebermarke und die Motivation und Loyalität der Belegschaft ein. Zufriedene Mitarbeiter:innen sind zudem produktiver“
Damit wird deutlich: Ein konstruktiver Austausch über die gegenseitigen Erwartungen könnte Unternehmen helfen, das Potenzial von Teilzeit für die Produktivität zu erschließen. Unternehmen sollten mehr Wert darauf legen, die individuellen Bedürfnisse der Mitarbeitenden kennenzulernen und gleichzeitig klar ihre eigenen Ziele zu kommunizieren. Auf diese Weise lassen sich passende Lösungen finden, die sowohl den Unternehmen als auch den Beschäftigten zugutekommen.
Die Zukunft von Teilzeit: Neue Stellen und seltene Anreize für den Wechsel in Vollzeit
Der Blick in die Zukunft zeigt: Viele Unternehmen planen, Teilzeitstellen weiter auszubauen. 41 % der Befragten gaben an, in den nächsten fünf Jahren neue Teilzeitstellen schaffen zu wollen. Diese Entwicklung wird vor allem in der Dienstleistungsbranche vorangetrieben, wo 44 % der Unternehmen den Ausbau planen. Die Industrie zeigt sich in dieser Hinsicht zurückhaltender (36 %).
Doch auch wenn Teilzeit populär ist, so bieten bisher nur wenige Unternehmen Anreize für einen Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit. Lediglich jedes fünfte Unternehmen (21 %) gibt an, entsprechende Maßnahmen anzubieten. Zu den häufigsten Anreizen zählen:
- Flexible Arbeitszeiten: 16 % der Unternehmen bieten flexiblere Arbeitszeiten als Anreiz für den Wechsel in die Vollzeitbeschäftigung an.
- Altersvorsorge: 10 % unterstützen bei der Altersvorsorge als zusätzliche Motivation.
- Kinderbetreuung: Nur 8 % der Unternehmen bieten spezifische Unterstützung bei der Kinderbetreuung für den Wechsel in die Vollzeit an.
Warum individuelle Lösungen für Teilzeit und Vollzeit gefragt sind
Verena Menne hebt hervor, dass ein Wechsel von Teilzeit zu Vollzeit oft durch gezielte Anreize erleichtert wird:
„Für den Wechsel in die Vollzeit sind Anreize wichtig, die das Mehr an Arbeitszeit mit einem entsprechenden Mehr an Flexibilität ausgleichen. Karrierepläne schaffen eine gute Grundlage, um Arbeitszeiten schrittweise zu erhöhen und gleichzeitig Unterstützung bei der Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben, etwa durch Kinderbetreuungs- oder Pflegelösungen, zu schaffen..“
Damit wird ein weiteres zentrales Thema angesprochen: Karriereplanung und Flexibilität. Um den Wechsel von Teilzeit auf Vollzeit attraktiv zu gestalten, sollten Unternehmen Karrierepläne fördern, die eine schrittweise Erhöhung der Arbeitszeiten vorsehen. Hierbei ist es wichtig, auch entsprechende Unterstützung für die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben anzubieten – etwa durch Kinderbetreuungs- oder Pflegelösungen.
Ist Teilzeit das Zukunftsmodell?
Die Randstad-ifo-Personalleiterbefragung verdeutlicht, dass Teilzeit in deutschen Unternehmen auf breite Zustimmung stößt. Vor allem größere Firmen und die Dienstleistungsbranche erkennen in Teilzeit einen strategischen Vorteil für die Zufriedenheit und Flexibilität der Belegschaft. Allerdings wird das Potenzial für Produktivitätssteigerungen noch nicht voll ausgeschöpft, was auf eine unterschätzte Dimension von Teilzeit hinweist.
Teilzeit- und Vollzeitmodelle haben jeweils ihre Stärken, doch der Schlüssel liegt in einer individuellen Anpassung an die Lebenssituation der Mitarbeitenden. Unternehmen sind gefordert, kreative Anreize und flexible Lösungen zu entwickeln, um sowohl den Anforderungen des Marktes als auch den Bedürfnissen ihrer Belegschaft gerecht zu werden.