Ob erster Arbeitsplatz, Traumstelle oder lange ersehnter Jobwechsel: Wer dahin will, kommt an der Bewerbung nicht vorbei. Bei vielen Menschen löst der Bewerbungsprozess und damit die Aussicht auf einen neuen Job jedoch nicht nur Glücksgefühle aus. Im Gegenteil, bei gut zwei Dritteln der deutschen Bevölkerung (69 Prozent) ruft mindestens ein Aspekt von Bewerbungen Angst hervor, wie eine repräsentative Umfrage zum Thema "Bewerbungsangst" von Monster in Zusammenarbeit mit YouGov* ergab, für die das Online-Karriereportal Ende April 2.057 volljährige Deutsche befragte. Angstauslöser Nummer eins ist eindeutig das Vorstellungsgespräch: Bei 35 Prozent der Befragten löst dieser Aspekt von Bewerbungen am ehesten Angst aus. Die mit einem Jobwechsel verbundenen generellen Veränderungen machen immerhin 28 Prozent Angst, dahinter folgen mit jeweils 23 Prozent der Befragten die Verhandlungen zu Arbeitsbedingungen und Gehalt und die Befürchtung, dass Anschreiben und/oder Lebenslauf nicht gut sind. Die Sorge, dass das eigene Profil zu keiner Stelle passt, ist für 16 Prozent Angstauslöser. Rund ein Viertel hat sogar schon einmal eine Bewerbung aus einer Angst heraus doch nicht abgeschickt.
Falsche Scheu? Bewerbungsangst bei Frauen ausgeprägter
Bei fast allen abgefragten Teilaspekten des Bewerbungsprozesses gaben mehr Frauen als Männer an, dass sie bei ihnen für Angstgefühle sorgen. Besonders deutlich sind die Unterschiede bei all jenen Faktoren, die in irgendeiner Form persönliche Interaktionen beinhalten: das Vorstellungsgespräch (41 Prozent vs. 30 Prozent), der eigentliche Jobwechsel, welcher neue Aufgaben, eine neue Umgebung und ein neues Team mit sich bringt (33 Prozent vs. 24 Prozent), und die Verhandlungen zu Arbeitsbedingungen und Gehalt (26 Prozent vs. 20 Prozent) bereiten Frauen mehr Magenschmerzen als Männern. Dass die eigenen Bewerbungsunterlagen für die ausgeschriebene Stelle nicht gut genug sind, bereitet beiden Geschlechtern zu gleichen Teilen Angst. Mit "Nichts davon" antworteten 28 Prozent der Männer, aber nur 20 Prozent der Frauen auf die Frage, was bei ihnen heute oder in der Vergangenheit beim Thema Bewerbung am ehesten Angst auslöse. Vor dem Hintergrund, dass auf der anderen Seite etwas weniger Frauen (15 Prozent) als Männer (17 Prozent) befürchten, dass ihr Profil zu keiner Stelle passt, ist die insgesamt höhere Angstrate bei Frauen besonders bemerkenswert.
"In den Ergebnissen spiegelt sich wider, dass Frauen häufiger befürchten, nicht gut genug zu sein", erläutert Maren Hallin, Head of Marketing DACH bei Monster. "Genau in solchen Selbstzweifeln begründet sich die Angst vor allem, was mit Bewerben und Jobwechsel zu tun hat: Wer an sich selbst und seinen Fähigkeiten zweifelt, hat auch eher Angst davor, beispielsweise nicht im Vorstellungsgespräch oder in einem neuen Job überzeugen zu können. Doch in den allermeisten Fällen sind diese Zweifel gar nicht angebracht, Frauen machen sich oft schlicht kleiner als sie sind. Und das hat Auswirkungen auf die Wechselbereitschaft und die eigene Karriereplanung."
Schreck, lass nach! Mit dem Alter kommt die Entspannung
Auch zwischen jüngeren und älteren Menschen gibt es deutliche Unterschiede in Sachen Bewerbungsangst. 36 Prozent der Generation 55+ sind komplett furchtlos, bei den 18- bis 24-Jährigen ist hingegen nur jede:r Zwanzigste angstfrei und mehr als jede:r Zweite in dieser Altersgruppe hat Angst vor dem Vorstellungsgespräch (52 Prozent). Überdurchschnittlich groß ist die Angst vor dem Vorstellungsgespräch auch bei den Menschen, die sich noch in Ausbildung (48 Prozent) oder Studium (53 Prozent) befinden und damit meist noch wenig geübt in Sachen Job-Bewerbungen sind.** Mit dem Alter – also auch mit der Übung – lassen die Angstgefühle gegenüber dem Bewerbungsgespräch immer weiter nach: Bei den 25- bis 44-Jährigen sind es bereits nur noch 40 Prozent, bei den über 55-Jährigen sogar nur 28 Prozent.
Bei der Frage, ob sie schon einmal eine Bewerbung aus Angst doch nicht abgeschickt haben, zeichnet sich bei den verschiedenen Altersgruppen ein ganz ähnliches Bild. 40 Prozent der jüngeren Menschen im Alter von 18 bis 24, aber nur 18 Prozent der Befragten über 55 Jahren erinnern sich aktuell daran, sich schon mal aus Angst doch nicht auf eine Stelle beworben zu haben. Der Unterschied zwischen Männern und Frauen ist mit drei Prozentpunkten Unterschied in dieser Hinsicht hingegen nur marginal. Über alle Altersklassen hinweg liegt die Ursache der Angst am häufigsten darin begründet, nicht alle Anforderungen in der Stellenbeschreibung zu erfüllen (13 Prozent). Acht Prozent haben schon mal aus Angst, eine Absage zu erhalten ihre Bewerbung doch nicht abgeschickt, 6 Prozent aus Angst, bei einer Ablehnung bei dem Unternehmen nie wieder eine Chance zu bekommen.
"Bewerben ist immer mit etwas Aufregung verbunden. Die sollte jedoch keinesfalls in Angst oder Sorge umschlagen und sogar dazu führen, dass jemand eine Bewerbung auf eine bestimmte Stelle – vielleicht sogar die Traumstelle – vorbereitet, dann aber doch nicht abschickt", findet Maren Hallin. "Der besonders hohe Anteil bei den jüngeren Menschen sollte uns daher aufschrecken lassen. Unter Umständen müssen hier mehr Unterstützungs- und Beratungsangebote geschaffen und proaktiv in Schulen, Ausbildungsbetriebe und Hochschulen gebracht werden, um Ängste abzubauen und jungen Menschen mehr Zuversicht und Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu geben."