Gute Nachrichten für diejenigen Unternehmen, die auf der Suche nach Fachkräften im Recruiting sind und ein attraktives Gehalt bieten. Nur 39% der Recruiting-Verantwortlichen sind (sehr) zufrieden mit ihrem Gehalt. Die übrigen finden ihr Gehalt so lala (43%) oder sind (sehr) unzufrieden (18%). Gehalt ist für die Mehrheit der Recruiter & Co. ein wichtiger Faktor der Jobzufriedenheit und schlägt sich erkennbar auf die persönliche Wechselbereitschaft nieder. Das ist ein Ergebnis einer Gehaltsumfrage unter Recruitern & Co., die im Sommer 2015 vom Fachportal Rekrutierungserfolg.de durchgeführt wurde. Eine höhere Wertschätzung für professionelles Recruiting könnte die Gehaltszufriedenheit erhöhen und die Wechselbereitschaft verringern.
Geht so – sagt das Gros zur Gehaltszufriedenheit im Recruiting
Natürlich fragt man sich, ob und welche Unterschiede es hinsichtlich der Zufriedenheit mit dem Gehalt im Recruiting gibt. Und die werden schnell offensichtlich: Frauen sind weniger zufrieden als Männer, die jüngeren Kohorten weniger als die älteren, und auch abhängig von der Funktion im Recruiting gibt es eine weites Feld an Zufriedenheitsgraden. Insbesondere Mitarbeiter, die im Search/Active Sourcing, in der Personalberatung oder als Personaldienstleister/-vermittler arbeiten, aber auch Inhouse-Recruiter zeigen sich weniger zufrieden mit ihrem Gehalt. Die Unzufriedenheit ist auch größtenteils nachvollziehbar, denn sie korrespondiert auch mit den Unterschieden in der Höhe der durchschnittlichen Gehälter, wie die Ergebnisse der Umfrage deutlich zeigen.
Unzufriedenheit in Euro
Versucht man die Unzufriedenheit zu quantifizieren und fragt man danach, wie sich das Gehalt verändern müsste, um als angemessen empfunden zu werden, erkennt man im Modus einen Wert zwischen 5.000 und 7.500 EUR p.a. Und viele sehen auch eine noch höhere Gehaltsanpassung als angemessen an.
Jobzufriedenheit und Wechselbereitschaft
Für mehr als die Hälfte der Befragten (54%) hat das Gehalt eine (sehr) hohe Bedeutung für die persönliche Jobzufriedenheit und weitere 45% messen dem Gehalt durchaus auch eine wichtige Bedeutung bei, wenngleich sie andere Faktoren höher gewichten. Soviel zum Thema, das Gehalt sei eher Nebensache, Hauptsache interessanter Job und nettes Team.
Unter den Befragten zeigt sich eine recht hohe Wechselbereitschaft – 65% der Befragten sind durchaus offen für einen Arbeitgeberwechsel, wenn ein höheres Gehalt dabei herausspringt. Nur ein Drittel steht dem (eher) ablehnend gegenüber.
Gehalt hat viel mit gezeigter Wertschätzung zu tun
In der gerade veröffentlichten Trendstudie zu Arbeiten 4.0 | Job & Karriere | Recruiting hat Stepstone ebenfalls eine hohe Wechselbereitschaft unter den befragten Fach- und Führungskräften registriert. Nur 13% der dort Befragten hat noch nie den Arbeitgeber gewechselt, aber 29% bereits 3-4 mal und weitere 25% mindestens fünfmal. Als Motive werden nach der Suche nach neuen Herausforderungen und persönlicher Entwicklung auf Platz zwei Gehalt (60%) direkt gefolgt Wertschätzung (53%) auf Platz 3 angegeben – wobei Gehalt und Wertschätzung m.E. miteinander korrelieren.
Wie sich wenig Wertschätzung zeigt
Schaut man auf die Beispiele der jüngst wieder verstärkt thematisierten Recruiter Experience und hörte man in Workshops und Diskussionsrunden auf der Messe Zukunft Personal 2015 genauer hin, dann muss man im Hinblick auf Wertschätzung schon an mancher Stelle ein Fragezeichen machen. Da werden z.B. ambitionierte und engagierte Recruiting-Verantwortliche zu Handlangern und Administrationskräften abgestempelt. Oder Personalberater und -dienstleister erleben, dass sie zu reinen CV-Lieferanten degradiert und im Windhundverfahren gegeneinander ausgespielt werden. Die Diskussion um “Recruiting ist Sache der Führungskräfte” und “Teamrecruiting” mindern die Wertschätzung professionellen Recruitings und professioneller Recruiter zusätzlich.
Warum professionelles Recruiting eine zentrale Unternehmensaufgabe ist
Fach- und Führungskräfte suchen heute mehr denn je nach immer neuen Herausforderungen und Weiterentwicklungen – immerhin 75% der Befragten in der Stepstone-Studie geben das als Hauptwechselmotiv an. Das impliziert, dass sie nicht dauerhaft den gleichen Job im gleichen Team machen wollen. Da passt es einfach nicht, die Personalauswahl von den Interessen einzelner Führungskräfte oder Teams abhängig zu machen.
Will man personell nachhaltig gut aufgestellt sein und Mitarbeitern die gewünschten Perspektiven bieten, muss man bereits im Recruiting auf bestimmte Kernkompetenzen und Potenziale achten, die abteilungs- und teamunabhängig wichtig und von Nutzen sind. Daher muss es im Recruiting darum gehen, genau diese Fähigkeiten und Potenziale zu identifizieren und Recruiting so als ersten Schritt zu professioneller Personalentwicklung zu verstehen. Dazu braucht es eignungsdiagnostisches Know-how und Erfahrung. Beides ist notwendig zum Führen von strukturierten Interviews wie zur Konzeption und Implementierung passender Auswahlverfahren und zur Bewertung von Tools und Technologien, die die Auswahl unterstützen können. Ein WG-ähnliches Teamauswahlprozedere ist da ebenso wenig hilfreich wie meist nicht in Eignungsdiagnostik qualifizierte Führungskräfte, die darauf bedacht sind, die Lücke in ihrem Team fachlich möglichst 1:1 zu schließen oder der Einsatz von kostengünstigen Praktikanten oder Berufseinsteigern ohne viel Erfahrung und Akzeptanz.
Auch die Gestaltung der Candidate Experience hat an Bedeutung gewonnen. Wie man Bewerber anspricht und mit ihnen umgeht, ist im Wettbewerb um Fachkräfte entscheidend. Hier braucht es eines zentral verantwortlichen Dreh- und Angelpunkts mit Expertenwissen über die Zielgruppen und Blick auf die Wettbewerber, der die verschiedenen Fäden in den Händen hält und dafür Sorge trägt, dass eine gute Candidate Experience von der Ansprache über Active Sourcing, Anzeigen, Messen und Karriereseiten über das Bewerbermanagement bis zur Auswahl und dem Onboarding aus einem Guss und bewerberorientiert verläuft. Nur dann kann man interessante Kandidaten überzeugen und als Mitarbeiter gewinnen.
Professionelle Recruiter sind ihr Geld wert
Und genau deshalb ist es für Unternehmen, die nachhaltig qualifizierte und passende Mitarbeiter rekrutieren möchten, wichtig, auf professionelles und abteilungsunabhängiges Recruiting und auf kompetente und erfahrene Recruiter Wert zu legen.
Die lassen sich durchaus finden und mit entsprechender – auch im Gehalt gezeigter – Wertschätzung gewinnen und binden. Da schließt sich dann der Kreis zu den Ergebnissen der Gehaltsumfrage wieder. Übrigens: Aktuell suchen Unternehmen gerade wieder verstärkt nach Mitarbeitern für ihr Recruiting. Das zeigt das aktuelle Arbeitsmarktbarometer Recruiting zum 3. Quartal 2015, das wir Anfang Oktober im Portal Rekrutierungserfolg.de veröffentlichen werden.
Bildquelle: © upo