Quereinstieg: Was wollen Arbeitnehmende? Ergebnisse von XING Österreich

XING Österreich zu Quereinstieg - Was wollen Arbeitnehmende

Arbeitgeber schätzen an Quereinsteigern die vielfältigen und innovativen Perspektiven – auch, wenn längere Einarbeitungszeiten und mangelnder Job-Fit für viele Unternehmen eine Herausforderung darstellen. 57 Prozent der Recruiter behandeln Quereinsteiger bei Neueinstellungen gleichwertig wie Bewerber mit fachlich traditionellem Werdegang. 8 Prozent behandeln sie sogar bevorzugt. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst tendieren hingegen wenig zum Branchen-Wechsel. Das sind die Ergebnisse des XING Arbeitsmarktreports 2024. Für diesen hat das Marktforschungsinstitut Appinio 150 heimische Recruiter sowie 1.000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Österreich im Rahmen einer Online-Umfrage befragt. 

Besonders die Wirtschaft und der Bildungssektor rufen vermehrt nach Quereinsteigern. Sie sollen nicht nur dem Fachkräftemangel entgegenwirken, sondern auch frischen Wind und neue Perspektiven in Unternehmen bringen können. Doch wie bewerten Unternehmen und Mitarbeitende in Österreich den Quereinstieg wirklich?

Recruiter finden: Quereinsteiger könnten für Unternehmen Abhilfe schaffen

Für Unternehmen steht fest: Quereinsteigern stehen die Türen grundsätzlich offen. Für mehr als die Hälfte der befragten HR-Verantwortlichen haben Quereinsteiger die gleichen Chancen wie Bewerber mit fachlich traditionellem Werdegang (57 %). Von 8 Prozent der Recruiter werden Menschen, die quer einsteigen, sogar bevorzugt behandelt. 31 Prozent der Recruiter hingegen behandeln Quereinsteiger nachrangig. 

84 Prozent der befragten Recruiter stimmen eher bis voll und ganz zu, dass Quereinsteiger die Vielfalt und Diversität im Unternehmen fördern. Sie sind der Meinung, dass sie frische Perspektiven und Ideen ins Unternehmen tragen (83 %). Ihre unterschiedlichen Erfahrungen tragen zudem zur Innovation bei (79 %). 75 Prozent stimmen der Aussage eher bis voll und ganz zu, dass Quereinsteiger den Fachkräftemangel lösen könnten. 15 Prozent der Recruiter möchten aufgrund dessen einen verstärkten Fokus im Recruiting auf Quereinsteiger legen. 

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Längere Einarbeitungszeit notwendig und Job-Fit fraglich

Einerseits werden Quereinsteiger von Recruitern als spannende Zielgruppe gesehen. Gleichzeitig fürchten diese ihren Job-Fit im Arbeitsalltag. Denn: Der Erfolg des Quereinstiegs hängt klarerweise damit zusammen, ob die neue Branche Eintrittshürden wie Qualifikationen oder gewisse Abschlüsse voraussetzt. So stimmen 79 Prozent der Recruiter eher bis voll und ganz der Aussage zu, dass Menschen aus anderen Bereichen oder Branchen eine längere Einarbeitungszeit benötigen, um sich in ihrer neuen Rolle einzufinden. 65 Prozent sagen, es bestehe das Risiko, dass Quereinsteiger nicht gut zur Unternehmenskultur bzw. zur Team-Dynamik passen. Dass es Quereinsteigern an branchenspezifischen Erfahrungen fehle, die sie nicht so schnell lernen können, stimmen 63 Prozent zu. Die geringste Zustimmung erhielt die Aussage, dass Unternehmen schlechte Erfahrungen mit Quereinsteigern gemacht hätten, da sie nicht die notwendigen Fachkenntnisse mitbrachten (53 %).

„Dass knapp ein Drittel der Recruiter Quereinsteiger nicht bei Neueinstellungen entsprechend beachten, ist überraschend. Denn Quereinsteiger können Unternehmen mit frischen Perspektiven und unkonventionellen Lösungsansätzen bereichern. Sie bringen oft wertvolle Erfahrungen aus anderen Branchen mit, die Innovation und Flexibilität fördern – zwei zentrale Erfolgsfaktoren in einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt“ sagt Sandra Bascha, Leitung Kommunikation XING Österreich und New Work Expertin. „In Zeiten, in denen Betriebe händeringend nach guten Arbeitskräften suchen, ist es sinnvoll, Quereinsteiger für Neubesetzungen auf dem Radar zu haben.“

Wenn Quereinstieg, dann wegen mehr Geld und einer sinnvollen Tätigkeit

Wie stehen die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer selbst zum Quereinstieg? Unter den 1.000 befragten Arbeitnehmern in Österreich zeigt sich ein klarer Trend: 39 Prozent haben noch nicht daran gedacht, ihren Job aufzugeben, um in einer anderen Branche anzufangen. 35 Prozent haben schon mit dem Gedanken gespielt – diesen aber doch nicht umgesetzt. Lediglich 26 Prozent haben sich als Quereinsteiger umorientiert und sind in eine neue Branche gewechselt. 

Welche Gründe haben diejenigen, die gewechselt haben, in die neue Branche gelockt? Für 50 Prozent waren es finanzielle Vorteile, die sie sich versprachen. 37 Prozent wechselten aufgrund einer in ihren Augen sinnvolleren Tätigkeit. 32 Prozent stiegen quer ein, weil sie weitere oder bisher ungenutzte Fähigkeiten und Kenntnisse erlangt bzw. die notwendigen Qualifikationen erworben haben. 

Jene Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in der Befragung angaben, nicht gewechselt zu haben, taten das aus folgenden Gründen: 41 Prozent sagen, es lag an einer schlechteren Bezahlung. 37 Prozent gaben an, es gab weniger Jobsicherheit. Aufgrund mangelnder Fachkenntnisse, fehlender notwendiger Qualifikationen oder längerer Einarbeitungszeiten sind vergleichsweise wenige, nur 22 Prozent, nicht quer eingestiegen.