Die Gewinnung und Bindung von qualifizierten Fachkräften stellt für viele Unternehmen eine der größten Herausforderungen dar. Angesichts des demografischen Wandels und des zunehmenden Wettbewerbs um die besten Köpfe setzen Personalverantwortliche verstärkt auf Anreize, um potenzielle und bestehende Mitarbeitende von ihrem Unternehmen zu überzeugen. Die aktuelle Randstad-ifo-Personalleiterbefragung (Q1 2025) liefert hierzu aufschlussreiche Einblicke in die Strategien deutscher Unternehmen.
Flexible Arbeitszeiten und Arbeitsortflexibilität als wichtige Faktoren
Ein zentrales Ergebnis der Befragung ist die hohe Bedeutung flexibler Arbeitszeiten als Anreiz zur Fachkräftegewinnung. 76 % der befragten Unternehmen setzen auf dieses Instrument. Dies deckt sich mit den Präferenzen der Arbeitnehmenden: Im Randstad Arbeitsbarometer geben 75 % der Befragten an, dass Arbeitszeitflexibilität für sie ein wichtiger oder sehr wichtiger Aspekt ihres Berufs ist.
Allerdings zeigt die Studie auch eine Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage im Bereich der Arbeitsortflexibilität. Während 57 % der Beschäftigten diesen Aspekt als wichtig oder sehr wichtig einstufen, bieten lediglich 34 % der Unternehmen diese Möglichkeit an. Hier besteht für Unternehmen offenbar noch Nachholbedarf, um den Wünschen der Arbeitnehmenden entgegenzukommen und im Wettbewerb um Talente attraktiver zu werden.
Verena Menne, Director Group HR bei Randstad Deutschland, betont in diesem Zusammenhang die richtige Schwerpunktsetzung bei flexiblen Arbeitszeiten, sieht aber auch Handlungsbedarf in anderen Bereichen.
Weiterbildung als Schlüssel zur Gewinnung und Bindung von Mitarbeitern
Neben flexiblen Arbeitszeiten spielt die Weiterbildung eine entscheidende Rolle bei den Anreizen für Mitarbeitende. 68 % der Unternehmen bieten Weiterbildungsmaßnahmen an, um Fachkräfte zu gewinnen und zu binden. Auch auf Seiten der Arbeitnehmenden wird Weiterbildung hoch geschätzt: Mehr als die Hälfte (56 %) der Befragten im Randstad Arbeitsbarometer misst diesem Aspekt eine hohe Bedeutung bei.
Interessanterweise sehen Unternehmen in der Weiterbildung primär eine Chance zur Mitarbeitergewinnung und -bindung (67 % der befragten Personalleiter), während nur ein geringerer Anteil (26 %) darin auch eine Möglichkeit zur Steigerung der eigenen Wettbewerbsfähigkeit erkennt. Verena Menne mahnt hier eine Annäherung von Anspruch und Wirklichkeit an. Sie betont, dass Weiterbildung nicht nur zur Bindung beiträgt, sondern auch neue Fähigkeiten vermittelt und somit das Innovationspotenzial und die langfristige Wettbewerbsfähigkeit eines Unternehmens stärkt.
Zusatzangebote und Gehalt im Wettbewerb um Talente
Ein weiterer Baustein im Anreizsystem von Unternehmen sind Zusatzangebote wie Sportmöglichkeiten, Jobtickets oder eine Kantine. 60 % der befragten Unternehmen nutzen solche Angebote. Allerdings stellt Verena Menne klar, dass diese Zusatzleistungen nur dann überzeugen, wenn auch die Bezahlung stimmt. Überdurchschnittliche Bezahlung wird von 32 % der Unternehmen als Anreiz eingesetzt. Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage sei hier ein umsichtiger Umgang beider Seiten erforderlich. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse des Randstad Arbeitsbarometers, dass das Gehalt für viele Beschäftigte entscheidend ist: 78 % stufen es als wichtig oder sehr wichtig ein.
Die Diskrepanz zwischen Arbeitgeberangebot und Arbeitnehmerwunsch
Die Ergebnisse der Randstad-ifo-Personalleiterbefragung und des Randstad Arbeitsbarometers verdeutlichen an einigen Stellen eine Diskrepanz zwischen den Anreizen, die Unternehmen bieten, und den Jobbedingungen, die Arbeitnehmenden wichtig sind. Während Unternehmen stark auf flexible Arbeitszeiten und Weiterbildung setzen, messen Arbeitnehmende auch der Arbeitsortflexibilität und dem Gehalt eine hohe Bedeutung bei. Diese Unterschiede im Fokus sollten Unternehmen berücksichtigen, um ihre Anreizsysteme optimal auf die Bedürfnisse potenzieller und bestehender Mitarbeitender auszurichten und im Wettbewerb um Talente erfolgreich zu sein.
Die Bedeutung von Weiterbildung für die Wettbewerbsfähigkeit
Die Studienergebnisse unterstreichen die vielschichtige Bedeutung von Weiterbildung im Personalmanagement. Während die kurzfristige Perspektive oft auf die Mitarbeitergewinnung und -bindung gerichtet ist, betont Verena Menne die langfristigen Vorteile qualifizierter Mitarbeitender für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen. Eine Investition in die Weiterbildung der Belegschaft ist somit nicht nur ein Instrument zur Attraktivitätssteigerung als Arbeitgeber, sondern auch eine strategische Maßnahme zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit des Unternehmens.
Worauf Arbeitgeber setzen sollten
Die aktuellen Studien von Randstad zeigen, dass flexible Arbeitszeiten und Weiterbildungsmaßnahmen zentrale Anreize sind, die Unternehmen zur Gewinnung und Bindung von Fachkräften einsetzen. Während die Bedeutung der Arbeitszeitflexibilität sowohl von Arbeitgebern als auch von Arbeitnehmern anerkannt wird, besteht bei der Arbeitsortflexibilität und dem Gehalt eine größere Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage. Unternehmen erkennen zunehmend den Wert von Weiterbildung für die Attraktivität als Arbeitgeber, sollten aber auch deren Beitrag zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit stärker in den Fokus nehmen. Zusatzangebote können punktuell überzeugen, sind aber kein Ersatz für eine faire Bezahlung.
Um im Wettbewerb um Talente erfolgreich zu sein, ist es für Unternehmen entscheidend, ihre Anreizsysteme kontinuierlich zu überprüfen und an die Bedürfnisse der Arbeitnehmenden anzupassen.