Die deutsche Arbeitswelt erlebt derzeit einen grundlegenden Wandel, der weitreichende Konsequenzen für Bewerbende und Unternehmen hat. In Zeiten von Fachkräftemangel und sich verändernden Jobanforderungen passen immer mehr Unternehmen ihre Bewerbungsstrategien an und öffnen sich für neue Mitarbeitende, die nicht perfekt zum Jobprofil passen. Die Randstad-ifo-Personalleiterbefragung Q1 2024 zeigt, dass jedes vierte Unternehmen in Deutschland Bewerbungen von Kandidat*innen akzeptiert, deren Profile nicht exakt den Anforderungen entsprechen. Was bedeutet das für Arbeitssuchende und wie können sie von diesen erweiterten Jobmöglichkeiten profitieren?
Der Trend: Offene Türen für Quereinsteiger
Die Zeiten, in denen Bewerbungen, die nicht hundertprozentig zum Jobprofil passten, direkt aussortiert wurden, sind vorbei. Heute ermöglichen 45% der deutschen Unternehmen Quereinsteiger*innen einen leichteren Zugang zu ihren Jobs. Fast genauso viele Unternehmen haben die Einstiegsvoraussetzungen reduziert oder flexibilisiert und heißen Bewerbende willkommen, deren Erfahrung oder Qualifikation nicht exakt den Anforderungen des ausgeschriebenen Jobs entspricht (40%). Besonders hervorzuheben sind dabei Unternehmen aus dem Bereich Handel: Hier erleichtern 50% der Unternehmen den Zugang zu Jobs und reduzieren die Einstiegsvoraussetzungen besonders häufig (41%). Auch im Dienstleistungssektor und in der Industrie zeigt sich eine ähnliche Offenheit gegenüber Quereinsteiger.
Anpassungen im Bewerbungsprozess: Ein Gewinn für alle
Über zwei Drittel der Unternehmen haben in den vergangenen fünf Jahren die Struktur von Stellenausschreibungen und Bewerbungsprozessen angepasst, um mehr Bewerbungen zu erhalten und die richtigen Talente für sich zu finden. Diese Anpassungen sind eine positive Entwicklung in Zeiten des flächendeckenden Arbeitskräftemangels. Verena Menne, Director Group HR bei Randstad Deutschland, beobachtet: “Jobs werden vielschichtiger, die Anforderungen komplexer. Frische Perspektiven und innovative Ansätze sind gefragt. Für beides sind Quereinsteiger*innen ideale Kandidat*innen.”
Tipps für den Quereinstieg: Begeisterung und Kontakte
Doch wie können Talente Arbeitgeber überzeugen und sich in fremden Arbeitsfeldern etablieren? Verena Menne rät: “Von Anfang an Begeisterung zeigen. Im Job-Interview mit Fragen zur ausgeschriebenen Position und Wissen über den potenziellen Arbeitgeber punkten, selbstbewusst die Meilensteine in der eigenen Entwicklung aufzeigen und im Dialog mit dem Gegenüber über mögliche Routen für die eigene Weiterentwicklung im neuen Job sprechen.” Doch auch mit dem besten Skillset kommen Quereinsteiger*innen und weniger qualifizierte Bewerbende ohne Kontakte nicht weit. Hier kommen Personalvermittler ins Spiel: “Unseren Kontakt zu vielen Unternehmen und Branchen nutzen wir, um uns für Talente einzusetzen und sie als die passenden Profis von morgen zu platzieren,” erklärt Menne.
Flexibilität als Schlüssel zum Erfolg
Ein weiterer Türöffner kann die Bereitschaft sein, am Anfang auf Projektbasis oder über das Zeitarbeitsmodell zu arbeiten. Wer Flexibilität beweist, hat insbesondere in der Zeitarbeit gute Chancen für den Quereinstieg. “Zeitarbeit ist branchenübergreifend das perfekte Quereinstiegsmodell. Insbesondere, weil in der Zeitarbeit über Qualifikationsmodelle auch fehlende Abschlüsse nachgeholt und Qualifizierungen abgeschlossen werden können,” erläutert die Personalexpertin.
Neue Chancen nutzen
Die Anpassungen der Bewerbungsstrategien und die Offenheit der Unternehmen für Quereinsteiger*innen und Bewerbende mit nicht perfekten Profilen sind eine erfreuliche Entwicklung. Arbeitssuchende sollten diese neuen Chancen nutzen, indem sie Begeisterung und Lernbereitschaft zeigen und ihre Netzwerke aktiv nutzen. Die Bereitschaft, flexibel zu sein und alternative Einstiegsmodelle wie Zeitarbeit in Betracht zu ziehen, kann den Weg zu einem erfolgreichen Quereinstieg ebnen. Die deutsche Arbeitswelt befindet sich im Wandel, und für Talente eröffnen sich dadurch vielfältige neue Möglichkeiten.