Rund 20.000 Fachkräfte fehlen aktuell in der IT-Branche. Besonders Akademikerinnen und Akademiker werden von deutschen Unternehmen gesucht. Fast neun von zehn offenen Stellen für IT-Fachkräfte können nicht oder nur schwer besetzt werden. Fachkräfte aus dem Ausland könnten dabei helfen, diese Lücke zu füllen. Bereits im Jahr 2019 hatte mehr als jeder zehnte der knapp 820.000 Beschäftigten in IT-Berufen eine ausländische Staatsangehörigkeit. Künftig kann das Potenzial der Zuwanderung von IT-Fachkräften noch besser ausgeschöpft werden. Dies belegt die aktuelle Studie des Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Die IT-Branche ist für die Gestaltung des digitalen Wandels in Deutschland von zentraler Bedeutung. Die Unternehmen haben bereits seit vielen Jahren einen großen Bedarf an IT-Fachkräften und die fortschreitende Digitalisierung lässt die Nachfrage weiter steigen. So fehlen in Deutschland mittlerweile rund 20.000 IT-Fachkräfte. Insgesamt sind aktuell 87 Prozent der offenen Stellen in diesem Bereich nur schwer zu besetzen, was die digitale Transformation vieler Unternehmen stark bremst. Zudem hat die Corona-Pandemie nicht zur allgemeinen Entspannung der Lage am Arbeitsmarkt geführt. Zwar ist die Zahl der offenen Stellen im Zuge der Pandemie auch im IT-Bereich (um 14,6 Prozent zwischen März und Oktober 2020) gesunken, allerdings betrifft dies nicht alle Berufe. Corona-bedingt wurden digital getriebene Tätigkeiten wie mobiles Arbeiten oder der Onlinevertrieb deutlich beschleunigt, was die vermehrte Nachfrage von IT-Fachkräften in den Bereichen IT-Vertrieb, IT-Systemanalyse und IT-Netzwerktechnik zur Folge hatte. Insgesamt sind damit auch weiterhin viele IT-Berufe von Fachkräfteengpässen betroffen.
Für knapp die Hälfte aller gemeldeten Stellen werden Expertinnen und Experten gesucht, also Personen mit Master- oder Diplomabschluss. Hier sind die Fachkräfteengpässe auch am größten. Da es in diesem Bereich anteilig deutlich weniger Arbeitslose gibt als bei den Fachkräften mit Berufsausbildung, fällt die Fachkräftelücke bei Akademikerinnen und Akademikern mit knapp 17.000 Stellen fast zehn Mal höher aus als bei beruflich Qualifizierten.
Fachkräfte aus dem Ausland könnten helfen, die IT-Fachkräftelücke zu füllen. Bereits im Jahr 2019 hatte jede zehnte IT-Fachkraft eine ausländische Staatsangehörigkeit. Künftig sollen die Potenziale der Zuwanderung noch besser ausgeschöpft werden, zum Beispiel gegenwärtig in den Herkunftsländern Vietnam, Indonesien und den Philippinen. So werden die dort qualifizierten Fachkräfte über Perspektiven in Deutschland umfassend informiert. Dabei sollten sowohl IT-Fachkräfte mit Hochschulabschluss als auch vermehrt IT-Fachkräfte mit Ausbildungsabschluss in den Blick genommen werden, da hier künftig die Fachkräfteengpässe, bedingt durch den demografischen Wandel, deutlich steigen dürften.
"Unternehmen sollten bereits in Stellenanzeigen und ihrem Internetauftritt ihre Offenheit für internationale Fachkräfte betonen und diese zudem gezielt über internationale Stellenbörsen ansprechen", sagt Anika Jansen, Autorin der Studie und Arbeitsmarktexpertin am KOFA. Das KOFA hält zahlreiche Tipps und Unterstützungsangebote für Unternehmen bereit, wie diese die Vielfalt und die Integration ausländischer Fachkräfte im Unternehmen verbessern können. Um die Erwerbspotenziale von internationalen Fachkräften besser auszuschöpfen, helfen zudem Informationen über die erweiterten Zuwanderungsmöglichkeiten des neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes. Diese werden beispielsweise auf dem Portal "Make it in Germany" angeboten. Unterstützungsangebote zur Einschätzung ausländischer Berufsqualifikationen bietet für Unternehmen das BQ-Portal, das Informationsportal für ausländische Berufsqualifikationen.