Humor in Stellenanzeigen – aber bitte richtig dosiert

Jobtensor Umfrage zu Stellenanzeigen

Humor in Stellenanzeigen ist kein Trend – es ist die neue Realität. Laut einer aktuellen Umfrage der Jobbörse jobtensor.com können Witz und Selbstironie das Zünglein an der Waage sein, das die Entscheidung der Bewerbenden positiv beeinflusst. Doch Vorsicht: Ein falscher Witz, und das Ganze geht nach hinten los.

Humor als Erfolgsfaktor in der Stellenanzeige

Die Studie von jobtensor.com zeigt: 54 % der befragten Bewerbenden haben kein Problem mit humorvollen Formulierungen in Stellenanzeigen. Sie sind sogar davon überzeugt, dass der richtige Humor ihre Aufmerksamkeit weckt und das Interesse an der Position verstärken kann. Noch eindrucksvoller ist das Ergebnis, dass 60 % der Befragten meinen, Humor sei genau das, was oft fehlt. Ein kleines Augenzwinkern kann also einen großen Unterschied machen.

Warum wirkt Humor? Aus der Sicht von Bewerbenden vermittelt Humor nicht nur eine lockere Atmosphäre, sondern lässt den Arbeitgeber auch nahbarer und menschlicher wirken. Gerade in einem engen Bewerbermarkt, in dem qualifizierte Fachkräfte umworben werden, kann ein humorvoller Sprachstil Sympathiepunkte sammeln. Bewerbende fühlen sich eingeladen, das Unternehmen als “echt” wahrzunehmen und nicht als kaltes, anonymes Konstrukt.

Der schmale Grat: Wo Humor endet und Professionalität beginnt

Ein humorvoller Ton sollte jedoch nicht bedeuten, dass die Professionalität in den Hintergrund tritt. Wie Thomas Hense, Geschäftsführer von jobtensor, betont, ist das richtige Maß entscheidend: Ein bisschen Ironie kann Sympathie wecken, doch plumpe Kalauer wirken schnell unprofessionell. Der Schlüssel liegt also in einem geschickten Wortwitz, der zeigt, dass sich der Arbeitgeber selbst nicht zu ernst nimmt, dabei jedoch die Kompetenz nicht infrage stellt.

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Grenzen des Humors: Was besser vermieden wird

Doch was passiert, wenn der Humor nicht „sitzt“? Die Studie belegt: Ist der Witz zu platt oder unpassend, kann das einen großen Teil der Bewerbenden abschrecken. Trifft der Humor nicht den Geschmack, sinkt die Zustimmung auf nur 18 %. Arbeitgeber*innen sollten also unbedingt vermeiden, über das Ziel hinauszuschießen. Besonders Jugendwörter oder allzu flapsige Ausdrücke wirken in der Regel nicht authentisch und damit nicht anziehend. Fast die Hälfte der Bewerbenden gibt an, dass sie sich durch den Einsatz davon eher distanziert fühlt.

Auch zu informelle Sprachstile, die vom Bewerbungskontext stark abweichen, stoßen auf Widerstand. Denn eine gewisse Ernsthaftigkeit wird trotz Humor erwartet. Gerade Formulierungen, die zu stark ins Spielerische abdriften, können potenzielle Kandidat*innen eher verprellen.

Die Rolle von Gendern und Sprache in der Stellenanzeige

Ein weiterer, oft heiß diskutierter Punkt: genderneutrale Sprache. Die Studie zeigt, dass dies nur bei 23 % der Befragten positiv ankommt. Tatsächlich geben 31 % an, dass eine starke Fokussierung auf geschlechterneutrale Begriffe sie eher von einer Bewerbung abhalten könnte. Eine ähnliche Reaktion gibt es auf die Nutzung der englischen Sprache: Nur 20 % empfinden eine englische Stellenanzeige als attraktiv, während sich 35 % eher davon abschrecken lassen. Dies mag überraschen, da Englisch in vielen internationalen Unternehmen fast schon Standard ist. Die Zahlen legen jedoch nahe, dass Unternehmen vorsichtig sein sollten, wenn sie englische Begriffe ohne Not verwenden.

Für spezialisierte Zielgruppen, etwa im MINT-Bereich, spielt Englisch eine geringere Rolle als oft vermutet: Nur 29 % der akademisch qualifizierten MINT-Kandidat*innen können sich mit der Sprache anfreunden. Das spricht dafür, dass zumindest in der Ansprache dieser Gruppe ein deutscher Text die bessere Wahl sein könnte.

„Du“ oder „Sie“: Die Frage der Ansprache

Eine letzte, interessante Erkenntnis der jobtensor-Studie ist die Vorliebe der Bewerbenden für das „Sie“. Während das Duzen im Alltag vielerorts Einzug gehalten hat, bevorzugen potenzielle Kandidat*innen in Stellenanzeigen ein gewisses Maß an Distanz. Nur 5 % der Befragten fühlen sich durch das „Sie“ abgewiesen, wohingegen 16 % das „Du“ als zu informell empfinden. Ein förmlicher Ton kann also durchaus für ein seriöses Image des Unternehmens sprechen.

Smartphones und Jobsuche während der Arbeitszeit: Die Allgegenwart der Stellenanzeigen

Neben der Form und Ansprache in Stellenanzeigen spielt auch die Art und Weise, wie Bewerbende nach neuen Positionen suchen, eine wichtige Rolle. 90 % der Befragten geben an, Stellenanzeigen für ihre Jobsuche zu nutzen. Dabei ist das Smartphone inzwischen das bevorzugte Gerät: 40 % der Bewerbenden schauen immer, 33 % häufig am Handy nach neuen Möglichkeiten. Besonders interessant: Nahezu die Hälfte der Umfrageteilnehmenden gibt zu, dass sie während der Arbeitszeit auf Stellensuche geht.

Dieses Verhalten ist typisch für den heutigen Arbeitsmarkt, in dem der Wechsel zwischen Jobs schneller und häufiger stattfindet. Für Unternehmen bedeutet dies, dass sie auf eine mobile und flexible Nutzung der Stellenanzeigen achten sollten – eine mobiloptimierte Anzeige ist ein Muss.

Fazit: Humor kann der Schlüssel zum Erfolg sein – aber nur mit Fingerspitzengefühl

Insgesamt zeigt die Studie von jobtensor, dass der richtige Humor tatsächlich den Unterschied machen kann. Ein bisschen Witz, eine Prise Ironie – das kommt an, solange die Grenze zur Respektlosigkeit oder Peinlichkeit nicht überschritten wird. Unternehmen, die es schaffen, sich auf eine sympathische und humorvolle Weise zu präsentieren, können sich in einem umkämpften Markt abheben und qualifizierte Kandidat*innen anziehen.

Humor ist jedoch nur ein Aspekt. Auch die Frage, wie formell oder informell die Ansprache ist, sowie der Einsatz von Gendern und Fremdsprachen spielen eine wichtige Rolle. Am Ende sollten Arbeitgeber*innen darauf achten, dass die Sprache ihrer Zielgruppe entspricht und ihre Botschaft klar und ansprechend vermittelt wird.