Homeoffice als Rückzugsort – der Jobwechsel-Kompass 3. Quartal 2024

Königsteiner Jobwechsel-Kompass 3. Quartal 2024 - Homeoffice als Rückzugsort

Die KÖNIGSTEINER Gruppe hat gemeinsam mit der Online-Jobbörse stellenanzeigen.de ihren Jobwechsel-Kompass 3. Quartal 2024 veröffentlicht und dabei spannende Einblicke in das Verhalten von Beschäftigten mit Wechselabsichten geliefert. Vor allem das Homeoffice spielt eine entscheidende Rolle als Rückzugsort für potenzielle Jobwechsler. Was können Arbeitgeber tun, um diese Entwicklung zu bremsen? Wie lassen sich Wechselwillige wieder motivieren? Und welche Maßnahmen sind nötig, um eine innere Kündigung zu verhindern?

Wechselbereitschaft bleibt konstant hoch

Laut dem Jobwechsel-Kompass 3. Quartal 2024 ist die Bereitschaft, den Job zu wechseln, weiterhin auf einem hohen Niveau. Ein Drittel aller befragten Beschäftigten (33 %) kann sich einen Jobwechsel gut vorstellen – das ist ein leichter Anstieg im Vergleich zum Vorquartal (32 %). Besonders auffällig ist die Wechselbereitschaft in der Altersgruppe zwischen 30 und 39 Jahren. Fast die Hälfte dieser berufserfahrenen Beschäftigten (48 %) denkt aktiv über eine Veränderung nach. Das zeigt: Nicht nur junge Talente suchen neue Herausforderungen, sondern auch Mitarbeitende, die bereits einige Jahre Berufserfahrung gesammelt haben und nun nach einer neuen Perspektive suchen.

Weniger Motivation, mehr Rückzug

Ein zentrales Ergebnis der Umfrage ist, dass wechselwillige Mitarbeitende ihre Motivation deutlich verlieren und sich immer weiter von ihrem aktuellen Arbeitgeber entfernen. Viele von ihnen nutzen das Homeoffice, um sich von ihren täglichen Aufgaben zu distanzieren. So gibt ein Viertel der Jobwechsler an, ab und an im Homeoffice zu arbeiten, um sich heimlich eine Auszeit zu nehmen. Sie nutzen die flexiblen Arbeitsstrukturen, um gedanklich Abstand zu gewinnen und ihre Energie in Bewerbungsprozesse oder Weiterbildungen zu investieren.

Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Art und Weise, wie wechselwillige Beschäftigte mit ihrer Arbeitsbelastung umgehen: 38 % der potenziellen Jobwechsler vermeiden es aktiv, zusätzliche berufliche Aufgaben zu übernehmen, die über ihre Grundaufgaben hinausgehen. Im Vergleich dazu sind es nur 18 % bei denjenigen, die keinen Jobwechsel anstreben. Zudem stellen 26 % der Befragten ihren Status auf Kommunikationsplattformen wie Teams oder Slack auf „beschäftigt“, obwohl sie das eigentlich nicht sind. Ein klarer Hinweis darauf, dass sie sich innerlich schon längst von ihrem aktuellen Job verabschiedet haben.

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Heimliche Auszeiten und innere Kündigung

Erschreckend ist auch, dass 38 % der wechselwilligen Mitarbeitenden angeben, sich in letzter Zeit häufiger krankschreiben zu lassen, obwohl sie nicht wirklich krank waren. Hier zeigt sich die Gefahr einer schleichenden inneren Kündigung. Ein Zustand, der für Arbeitgeber besonders problematisch ist, da unzufriedene und demotivierte Mitarbeitende häufig auch ihr Umfeld negativ beeinflussen und die allgemeine Teamstimmung drücken.

Peter Langbauer, Geschäftsführer von stellenanzeigen.de, kommentiert die Ergebnisse so: „Unsere Zahlen zeigen: Beschäftigte, die sich für eine neue berufliche Chance interessieren, entfernen sich Schritt für Schritt von ihrem aktuellen Arbeitgeber. Da Mitarbeiterbindung in Zeiten des Fachkräftemangels aber eine sehr hohe Bedeutung zukommt, sind Arbeitgeber gefragt, schlagkräftige Motivationskonzepte für unzufriedene Mitarbeitende zu entwickeln, die diesen wieder neuen Schwung verleihen.“

Was bedeutet das für Unternehmen?

Um diese Entwicklung zu stoppen, ist es entscheidend, dass Unternehmen die Signale frühzeitig erkennen und darauf reagieren. Es braucht eine offene Feedbackkultur und gezielte Maßnahmen, um die Zufriedenheit und Motivation der Mitarbeitenden wiederherzustellen. Das bedeutet auch, dass Arbeitgeber verstärkt auf die Bedürfnisse und Wünsche ihrer Mitarbeitenden eingehen müssen. Regelmäßige Mitarbeitergespräche, die Möglichkeit zur beruflichen Weiterentwicklung sowie flexible Arbeitszeiten sind dabei wichtige Hebel, um die Bindung zu stärken.

Die Rolle des Homeoffice im Jobwechselprozess

Das Homeoffice bietet nicht nur Vorteile in Bezug auf Work-Life-Balance und Flexibilität, sondern hat sich auch als Rückzugsort für wechselwillige Mitarbeitende etabliert. Für viele von ihnen ist es ein Ort, an dem sie sich von ihrem aktuellen Job distanzieren und heimlich Bewerbungsunterlagen vorbereiten können. Diese Entwicklung ist besorgniserregend, denn sie zeigt, dass das Homeoffice in vielen Fällen nicht mehr als Ort der Produktivität, sondern eher als „Warteschleife“ auf dem Weg zum neuen Job genutzt wird.

Arbeitgeber sollten daher genau hinschauen, wie ihre Mitarbeitenden das Homeoffice nutzen und ob es Anzeichen dafür gibt, dass sie sich vom Unternehmen entfernen. Offene Gespräche, eine verbesserte Einbindung ins Team und regelmäßige Check-ins können helfen, mögliche Abwanderungsgedanken frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern.

Arbeitgeberzufriedenheit trotz Wechselstimmung

Trotz der hohen Wechselbereitschaft sind viele Beschäftigte zufrieden mit ihrem aktuellen Arbeitgeber. Zwei Drittel der befragten Beschäftigten geben an, mit ihrem jetzigen Unternehmen zufrieden zu sein. Selbst unter denjenigen, die einen Jobwechsel in Erwägung ziehen, liegt die Zufriedenheitsquote noch bei 40 %. Das zeigt: Der Wunsch nach Veränderung ist nicht immer eine direkte Folge von Unzufriedenheit. Vielmehr ist es oft der Wunsch nach neuen beruflichen Herausforderungen, mehr Verantwortung oder einem anderen Arbeitsumfeld.

Mitarbeiterbindung durch individuelle Anreize

Ein einfacher Lösungsansatz könnte sein, Wechselwilligen innerhalb des Unternehmens neue Perspektiven aufzuzeigen, bevor sie sich anderweitig umsehen. Sei es durch interne Weiterbildungsmöglichkeiten, Mentoring-Programme oder die Chance, sich in anderen Abteilungen auszuprobieren. Langfristige Bindung entsteht, wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, dass ihre individuellen Ziele und Wünsche ernst genommen werden und das Unternehmen bereit ist, in ihre persönliche Entwicklung zu investieren.

Frühzeitiges Handeln ist gefragt

Die Ergebnisse des Jobwechsel-Kompass 3. Quartal 2024 zeigen deutlich, dass die Wechselbereitschaft auf dem deutschen Arbeitsmarkt nach wie vor hoch ist – und zwar unabhängig davon, wie gut es den Beschäftigten beim aktuellen Arbeitgeber geht. Besonders auffällig ist die steigende Tendenz, das Homeoffice als Rückzugsort und „geheime Bewerbungszentrale“ zu nutzen. Für Arbeitgeber bedeutet das, dass sie verstärkt auf die Stimmung im Team achten und proaktive Maßnahmen ergreifen sollten, um potenzielle Abwanderungsgedanken frühzeitig zu verhindern.

Schlüsselstrategien für eine stärkere Mitarbeiterbindung:

  1. Offene Kommunikation und Feedback: Regelmäßige Mitarbeitergespräche und eine offene Feedbackkultur helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen.
  2. Gezielte Weiterbildungsangebote: Mitarbeitende wollen sich entwickeln – bieten Sie ihnen die Möglichkeit, dies innerhalb des Unternehmens zu tun.
  3. Attraktive Homeoffice-Regelungen: Flexibilität fördern, aber gleichzeitig für eine stärkere Integration ins Team sorgen, um Isolation zu verhindern.
  4. Individuelle Karriereperspektiven: Interne Wechselmöglichkeiten und Mentoring-Programme bieten Chancen, sich ohne Arbeitgeberwechsel weiterzuentwickeln.

Wer diese Strategien beachtet, kann nicht nur die Wechselbereitschaft reduzieren, sondern auch das Vertrauen und die Motivation seiner Mitarbeitenden stärken – und das ist in Zeiten des Fachkräftemangels ein entscheidender Wettbewerbsvorteil.