Globalisierung erfordert Fremdsprachen und interkulturelles Verständnis von Bewerbern

© 2019 Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister e.V. (BAP)

Durch die Globalisierung sind Auslandsreisen, der Kontakt zu anderen Kulturen und das Erlernen von Fremdsprachen zur Selbstverständlichkeit geworden. Was für den privaten Alltag gilt, trifft ebenso auf den Arbeitsplatz zu, denn nicht nur die großen Konzerne bauen ihr internationales Netz weiter aus – auch in kleinen und mittelständischen Unternehmen werden die Teams internationaler.

Von Arbeitnehmern sind verstärkt interkulturelle Kompetenz, Fremdsprachenkenntnisse und Auslandserfahrung gefragt. In welchen Branchen und Bundesländern diese Kenntnisse besonders häufig erwartet werden, zeigt der aktuelle BAP Job-Navigator. Untersucht wurden insgesamt 1.162.692 Stellenangebote, die im Mai 2019 veröffentlicht wurden.  

Internationale Zusammenarbeit vor allem im urbanen Raum

Die Arbeitswelt wird internationaler und das zeigt sich auch in den Stellenanzeigen. In über 23.000 Stellenangeboten warben Unternehmen mit ihren multikulturellen Teams. Mit 4,4 Prozent betraf dies am häufigsten Firmen aus der Industrie, gefolgt von der Informations- und Kommunikationsbranche sowie den freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen mit jeweils 4,3 Prozent. Gerade in diesen Branchen finden sich Unternehmen, die Arbeitnehmer sowohl an Unternehmensstandorte außerhalb Deutschlands schicken als auch neue Mitarbeiter aus dem Ausland rekrutieren. Einen geringeren Stellenwert nimmt Interkulturalität in handwerklichen Branchen wie dem Baugewerbe und der Land- und Forstwirtschaft ein: In diesen lag der Anteil an Inseraten, die das multikulturelle Arbeiten thematisierten, jeweils unter 0,5 Prozent.

Bei Betrachtung nach Bundesländern wird eine deutliche Kluft zwischen Stadt und Land sichtbar. Während Unternehmen in Metropolregionen wie Berlin (1.223 Jobs) und Hamburg (1.018 Jobs) häufig auf ihre Internationalität hinwiesen, spielte sie in Bundesländern mit einer geringeren Bevölkerungsdichte wie Thüringen (201 Jobs) kaum eine Rolle. Am häufigsten wurden jedoch Arbeitsplätze in Hessen als „interkulturell“ oder „multikulturell“ beschrieben. Hier betrug der Anteil am Gesamtstellenmarkt des Bundeslandes 2,1 Prozent, wobei die Finanzmetropole Frankfurt am Main mit ihrer internationalen Börse einen Großteil dazu beiträgt.

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Interkulturelle Kompetenz und Auslandserfahrung gefordert

Darüber hinaus suchten die Unternehmen explizit nach Mitarbeitern, die interkulturelle Kompetenz mitbringen. Die Öffentliche Verwaltung war die Branche, in der mit 4 Prozent der höchste Anteil an Stellenangeboten mit dieser Anforderung veröffentlicht wurde. Dies ist durchaus nachvollziehbar, schließlich bewegen sich Mitarbeiter in Ämtern und Behörden in einem internationalen Umfeld. Die steigende Internationalität macht sich auch in den Klassenzimmern bemerkbar, so dass die Nachfrage nach Deutsch- und Integrationskursen stetig zunimmt. Somit ist es nicht verwunderlich, dass die Branche Erziehung und Unterricht (2,8 Prozent) den zweithöchsten Anteil an Stellenangeboten mit der Forderung nach interkultureller Kompetenz aufweist.

Besonders gut kann interkulturelles Verständnis durch Auslandserfahrung nachgewiesen werden, so dass auch diese von den Unternehmen gefordert wird. Im Mai war in 3.310 Stellenangeboten ein Auslandsaufenthalt zwingende Voraussetzung. Davon wurde fast ein Drittel (998 Jobs) von der Industrie veröffentlicht. Gerade hier sind Auslandseinsätze auch oft Teil des Jobs, z. B. bei Traineeprogrammen.

Englisch weiterhin die Top-Fremdsprache

Grundlegend für die internationale Zusammenarbeit ist die gegenseitige Verständigung. Dafür bleibt Englisch die mit klarem Abstand wichtigste Fremdsprache. Im Mai wurden Kenntnisse in insgesamt 258.199 Stellenangeboten und damit in fast jeder vierten Annonce gefordert. In der Handelsbranche wurden zum Beispiel für fast 20.000 Jobs Englischkenntnisse erwartet.

Neben Englisch wünschten sich die Arbeitgeber von ihren zukünftigen Mitarbeitern auch Kenntnisse in anderen Fremdsprachen, wenn auch deutlich seltener. Für über 11.000 Jobs wurden Französisch- und  für rund 4.000 Jobs Spanischkenntnisse gefordert. Durch die geografische Lage war Französisch verhältnismäßig am häufigsten im Saarland gefragt, während der Anteil für Spanisch gemessen am bundeslandweiten Stellenangebot in Berlin am höchsten war.

Insgesamt zeigt die Auswertung des Stellenmarktes, dass die internationale Zusammenarbeit fest zum Arbeitsalltag gehört – vor allem in Branchen wie der Industrie und dem Handel, die unmittelbar am internationalen Warenhandel beteiligt sind. Dadurch ist auch der Druck auf die Bewerber gestiegen, wie Thomas Hetz, Hauptgeschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbandes der Personaldienstleister e.V. (BAP), erklärt: „Hard Skills wie Englischkenntnisse sind für viele Jobs natürlich unverzichtbar. Mindestens genauso wichtig sind jedoch Soft Skills wie Sensibilität und Offenheit gegenüber anderen Kulturen, da so gut wie jede Arbeitskultur heute international und multikulturell ist. Können Bewerber diese Kompetenzen, z. B. durch Auslandserfahrung, nachweisen, dann verschaffen sie sich dadurch im Bewerbungsprozess einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.“

Pressemitteilung