Potenzielle Bewerber suchen Stellen und neue Arbeitgeber vielfach mobil und sie suchen häufig via Suchmaschinen. Die großen Stellenbörsen haben mobile Angebote und sorgen auch dafür, dass die bei ihnen geschalteten Anzeigen schnell und zu den passenden Suchbegriffen bei Google & Co. indiziert und gut gelistet werden. Wie sieht es aber mit den Karriereseiten und den dort eingestellten Stellenanzeigen bei Unternehmen direkt aus? Hier ist noch lange nicht alles im grünen Bereich.
Bei Tech-Unternehmen erwarten wir z.B. eher suchmaschinen- und mobile-optimierte Karriereseiten und Stellenanzeigen. Zum einen wegen der hohen Technikaffinität, zum anderen weil diese Unternehmen in einem Bewerbermarkt suchen, der vom Fachkräftemangel gekennzeichnet ist. Lässt sich die These bestätigen oder ist es bei den Tech-Unternehmen auch so, wie bei den Schustern, die eher die schlechteren Schuhe tragen?
Tech-Unternehmen im Online Recruiting Check
In der 3. Staffel unserer Studie Online Recruiting Praxis 2015 (#OReP15) haben wir uns 30 Unternehmen aus den Bereichen
- IT-Beratung
- IT-Service
- Engineering-Service
mit 250 bis knapp 9000 Mitarbeitern angesehen. Mit dem 170 Einzelkriterien umfassenden Recruiting Check haben wir Karriereseiten, Online-Stellenanzeigen, Arbeitsgeberbewertungen und Profile in Social Media-Kanälen unter die Lupe genommen. Dabei haben wir natürlich auch geschaut, ob die technisch orientierten Unternehmen besonders positiv in Hinblick auf die technischen Kriterien wie SEO-Umsetzung und Umsetzung mobiler Darstellung und Nutzbarkeit abschneiden. Stimmt also unsere These, dass die Tech-Unternehmen bei diesen Punkten eher positiv abschneiden?
Karriereseiten und Stellenanzeigen – alles mobile?
Sowohl die Karriereseiten sowie aktuelle ausgewählte Stellenanzeigen wurden dem Mobile friendly-Check unterzogen. Bei den Karriereseiten sind immerhin ein Drittel voll mobil nutzbar. Ein weiteres gutes Drittel zeigt deutliche Schwächen, während der Rest im Check komplett durchfällt.
Bei den Stellenanzeigen dagegen gibt es keine Beispiele, die vollständig als mobile-friendly bezeichnet werden können. Nur gut ein Viertel der betrachteten Unternehmen haben Online-Stellenanzeigen, die weitgehend mobil genutzt werden können. Zwei Drittel weisen deutliche Abstriche auf.
Wie können wir das Ergebnis einordnen? Im Vergleich mit der branchenübergreifenden Betrachtung von mittelständischen Unternehmen im Frühjahr 2015 (1. Staffel ORep15) und mehr noch im Vergleich mit der 2. Staffel “Krankenhäuser und Kliniken” liegen die Tech-Unternehmen mehr als 10 Prozentpunkte bei mobilefriendly Karriereseiten vorne. Auch Karriereseiten mit gravierenden Schwächen sind seltener anzutreffen. Ähnliches gilt auch für die Stellenanzeigen.
Erwartet hätten wir allerdings angesichts Fachkräftemangel und Technikaffinität bei den Tech-Unternehmen gefühlt mehr in Sachen “mobile”.
Wer suchet, will finden: Suchmaschinen-Optimierung auch im Recruiting ein Muss
Auch bei der Suchmaschinen-Optimierung müssten sich unserer These nach die Tech-Unternehmen besonders auszeichnen. Die SEO-Basics bei der Einrichtung der Karriereseite sollten umgesetzt sein.
Von den betrachteten Unternehmen haben das auch 50% zumindest überwiegend geleistet. Überraschend ist aber für uns, dass die andere Hälfte nur wenige der einschlägigen SEO-Maßnahmen umsetzt.
Stellenanzeigen bieten bzgl. der SEO-Thematik ein positiveres Bild. Hier sind es fast 60% der Tech-Unternehmen, die zumindest überwiegend SEO-Maßnahmen ergreifen. Allerdings sind bei 20% gar keine der SEO-Basics ersichtlich.
Die Einordung nehmen wir auch hier im Vergleich zu mittelständischen Unternehmen aus verschiedenen Branchen und den Krankenhäusern und Kliniken vor. Im Vergleich haben auch bei den SEO-Maßnahmen auf Karriereseiten die Tech-Unternehmen erwartungsgemäß die Nase vorn. Im Vergleich mit den mittelständischen Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen zwar nur geringfügig (8%-Punkte). Bei den Krankenhäusern ist der Abstand aber schon sehr deutlich: hier zeigen nur gut ein Viertel zumindest überwiegend realisierte SEO-Maßnahmen.
Bei den Stellenanzeigen gibt es aber eine Überraschung. Hier bieten die Krankenhäuser eine erheblich bessere Performance in Sachen SEO (64% mit wenigstens überwiegend realisierten Maßnahmen) als die Tech-Unternehmen (57%) und die Mittelständler aus der 1. Staffel der Online Recruiting Praxis 2015 (52%).
Fazit – tragen Schuster die schlechteren Schuhe?
Zumindest hinsichtlich der beiden “technischen” Items mobile Optimierung und SEO sind die Tech-Unternehmen i.d.R. besser aufgestellt als die beiden Vergleichsgruppen. Allerdings tragen auch die Tech-Unternehmen, um beim Bild des Schusters zu bleiben, keinesfalls durchgängig besseres Schuhwerk. Es gibt auch 2015 noch einen großen Anteil von Unternehmen, die weder auf die grundlegenden Maßnahmen achten, um bei Google & Co. zu punkten, noch eine hinreichende Nutzbarkeit der Karriereseite/ Stellenanzeigen auf mobilen Endgeräten unterstützen.
Natürlich sind die beiden betrachteten Kriterien nur die Spitze des Schuhs. Wir haben ja noch gar nicht über den Inhalt, über die Darstellung und die Kommunikation mit den Bewerbern gesprochen. Alles ebenfalls wichtige Punkte für die Online-Positionierung des Unternehmens gegenüber potenziellen Kandidaten. Weitere Ergebnisse der Online Recruiting Praxis 2015 – IT/Engineering haben wir auf https://www.recruiting-check.de/OReP15 zusammengestellt.
* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.