GenZ am Arbeitsmarkt: selbstbewusst, unzufrieden und auf dem Sprung

Xing Generationenauswertung GenZ Ausschnitt Quelle Forsa-Studie 2024 im Auftrag von Xing

Selbstbewusst, unzufrieden und auf dem Sprung zu einem anderen Arbeitgeber – so lassen sich die Ergebnisse der diesjährigen Wechselbereitschaftsstudie von forsa für die Altersgruppenauswertung zur Generation Z zusammenfassen. Das Meinungsforschungsinstitut befragt seit 2012 im Auftrag von XING regelmäßig Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus Deutschland zu Themen wie Jobzufriedenheit, Wechselbereitschaft und Wünschen an künftige Arbeitgeber und wertet die Ergebnisse nach Altersgruppen am Arbeitsmarkt aus. Trotz angespannter wirtschaftlicher Lage in Deutschland ist jeder Zweite der sogenannten GenZ wechselbereit. Mit 49 Prozent ist die Altersgruppe dabei deutlich offener für einen Jobwechsel als der Durchschnitt der Beschäftigten in Deutschland (37 %). Damit pendelt sich die Wechselbereitschaft der 18- bis 29-Jährigen im Vergleich zum Vorjahr auf einem hohen Niveau ein. Zugleich gibt jeder fünfte Beschäftigte unter 30 Jahren an, im Job unzufrieden zu sein, fast jeder Dritte der jüngsten Gruppe am Arbeitsmarkt will nur noch bis zu zwei Jahre bei seinem aktuellen Arbeitgeber bleiben (28 %).

„Keine Generation ist aktiver auf Jobsuche als die unter 30-Jährigen. Unternehmen müssen die Wünsche der GenZ ernst nehmen und verstehen, dass die jüngeren Arbeitnehmer anders arbeiten möchten als die Generationen vor ihnen“, so Dr. Julian Stahl, XING Arbeitsmarktexperte. „Wenn Unternehmen denken, sie könnten durch die aktuelle Konjunkturkrise wieder in alte Verhaltensmuster verfallen und rein auf Präsenzkultur und klare Ansagen setzen, dann werden sie Schwierigkeiten haben, diese Generation als Arbeitgeber zu erreichen”, sagt Stahl weiter.  

Gestärkt durch die Entwicklungen am Arbeitsmarkt der vergangenen Jahre macht sich die überwältigende Mehrheit der GenZ keine Sorgen, ihren aktuellen Arbeitsplatz zu verlieren (93 %) und ist selbstbewusst, wenn es um die Einschätzung der eigenen Rolle geht. So geben vier von zehn Befragten als Grund für die Frage nach einer Gehaltserhöhung an, dass sie meinen, ihr Arbeitgeber sei auf sie angewiesen (39 %). Das ist im Vergleich mit anderen Generationen am Arbeitsmarkt der höchste Wert. „Die Generation Z ist zweifelsohne selbstbewusst, gut ausgebildet, in einem Arbeitnehmermarkt sozialisiert und sich ihres Marktwertes absolut bewusst“, so Stahl.

Höheres Gehalt und Arbeitsplatzsicherheit: Das sollen neue Arbeitgeber bieten 

Von einem potenziellen neuen Arbeitgeber wünschen sich die unter 30-Jährigen einen langfristig sicheren Job und ein höheres Gehalt. 74 Prozent der Befragten geben an, dass ihnen ein neuer Arbeitgeber langfristig einen sicheren Job bieten soll. Ebenso viele GenZ-ler erwarten ein höheres Gehalt beim Jobwechsel, außerdem ein gutes Führungsverhalten (65 %), einen attraktiven Unternehmensstandort (63 %) sowie eine flexible Arbeitszeiteinteilung (59 %).

Fast jeder Zweite fühlt sich nicht angemessen bezahlt 

Das Gehalt ist für die Generation Z dabei nicht nur ein wichtiger Faktor in puncto Wertschätzung, sondern spielt in der aktuellen Lebenslage vor allem auch ökonomisch eine zentrale Rolle. Denn Inflation und steigende Lebenshaltungskosten sind für 56 Prozent der jungen Beschäftigten der wichtigste Grund, warum sie in diesem Jahr nach einer Lohnerhöhung fragen würden. Am zweithäufigsten wird von den 18- bis 29-Jährigen das Übernehmen von mehr Verantwortung und/oder Aufgaben genannt (45 %), zudem sagt ein Teil der Befragten, dass ihr Lohn insgesamt unter dem Marktwert liege (28 %). Dabei ist die Jobwechselbereitschaft bei denen, die denken, zu wenig Gehalt zu bekommen, am ausgeprägtesten: So würden 60 Prozent der unter 30-Jährigen, die ihr derzeitiges Gehalt als zu niedrig empfinden, für eine höhere Entlohnung den Arbeitgeber wechseln. „Gerade die jüngsten Beschäftigten am Arbeitsmarkt erwarten, dass sich Wertschätzung auch an Faktoren wie Gehalt, Verantwortung und Entwicklungschancen bemisst. Allein mit Homeoffice und Arbeitszeitflexibilität werden Arbeitgeber die Generation Z nicht für sich gewinnen können“, so Dr. Julian Stahl.

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Vier-Tage-Woche ist für die Altersgruppe weitaus attraktiver als für andere

Die Gründe, sich nicht bei einem neuen Arbeitgeber zu bewerben, sind in der Altersgruppe der Generation Z ähnlich wie bei allen anderen Arbeitnehmern und reichen von einer schlechten Führungskultur (alle Befragten: 50 %; GenZ: 54 %) über einen ungünstigen Unternehmensstandort (alle Befragten: 56 %; GenZ: 52 %) bis hin zu schlechten Erfahrungen im Freundes- und Bekanntenkreis (alle Befragten: 38 %; GenZ: 40 %). Am meisten von allen Altersgruppen schreckt sie eine unzureichende Ausstattung des Arbeitsplatzes (26 %) sowie eine schlechte Bewertung auf Arbeitgeberbewertungsplattformen wie kununu von einer Bewerbung ab (16 %).

Gleichzeitig legen die 18- bis 29-Jährigen im Vergleich zu den anderen Altersgruppen tendenziell mehr Wert auf ein attraktives Arbeitsumfeld (50 %; 30- bis 49-Jährige: 40 %, 50+ Jahre: 39 %) und Diversität (21 %; 30- bis 49-Jährige: 18 %, 50+ Jahre: 17 %). Dabei machen aktuelle, viel diskutierte Angebote wie die Vier-Tage-Woche bei gleicher Wochenarbeitszeit potenzielle Arbeitgeber bei zahlreichen Beschäftigten unter 30 attraktiver (51 %). So mag es wenig verwundern, dass 44 Prozent der 18- bis 29-Jährigen glauben, dass sich die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich perspektivisch hierzulande durchsetzen kann. Das ist im Vergleich zu den anderen Altersgruppen der höchste Wert (18-29 Jahre: 44 %; 30- bis 49-Jährige: 35 %; 50+ Jahre: 18 %). Auch mit Gehaltstransparenz (GenZ: 33 %) und Workation (GenZ: 12 %) können Unternehmen bei jüngeren Beschäftigten punkten.
 

Über die Studie: forsa-Online-Umfrage im Januar 2024 unter 3.200 volljährigen Erwerbstätigen (Arbeitende und Angestellte) in Deutschland sowie in Österreich (N = 1.009) und der deutschsprachigen Schweiz (N = 500) im Auftrag von XING. Die Wechselbereitschaft setzt sich aus zwei Kategorien zusammen: den Erwerbstätigen, die konkret planen, in diesem Jahr den Arbeitgeber zu wechseln sowie den Erwerbstätigen, die offen für einen Jobwechsel sind, aber noch keine konkreten Schritte unternommen haben. Die GenZ-Auswertung der Studie umfasst die Altersgruppe der 18-29-Jährigen und ist aus methodischen Gründen etwas erweitert (Generation Z = 1996 bis 2012).