Fachkräftemangel in MINT-Berufen: Ältere Fachkräfte als Schlüssel zur Lösung

VDI-/IW-Ingenieurmonitor III/2 - Renteneintritt MINT-Berufe Ausschnitt Quelle VDI | IW

Der aktuelle VDI/IW-Ingenieurmonitor zeigt: Trotz eines Rückgangs der offenen Stellen um 21,8 Prozent im dritten Quartal 2024 bleiben in Deutschland 129.170 Ingenieur- und IT-Stellen unbesetzt. Besonders besorgniserregend ist der langfristige Trend: Bis 2035 könnten bis zu 340.000 Beschäftigte in akademischen MINT-Berufen altersbedingt aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden. Ein Szenario, das Deutschlands Innovationskraft erheblich gefährden könnte.

Demografie statt Konjunktur als treibende Kraft

Laut Prof. Axel Plünnecke vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) wird der Fachkräftebedarf künftig weniger durch wirtschaftliche Schwankungen als durch tiefgreifende strukturelle Entwicklungen geprägt. Demografischer Wandel, Digitalisierung und Dekarbonisierung sind entscheidende Faktoren, die den Arbeitsmarkt nachhaltig beeinflussen werden. Unternehmen müssen sich also langfristig auf diese Veränderungen einstellen.

Drei Maßnahmen zur Nutzung des Erfahrungsschatzes älterer Fachkräfte

Der Verband Deutscher Ingenieure (VDI) sieht eine Chance in der verstärkten Integration älterer Beschäftigter in den Arbeitsmarkt. Laut VDI-Direktor Adrian Willig gilt: „Erfahrung ist der Motor für Innovation. Dieses Potenzial müssen wir nutzen.“ Der VDI schlägt daher drei zentrale Maßnahmen vor:

1. Flexiblere Übergangsmodelle in den Ruhestand

Viele Fachkräfte möchten über das gesetzliche Rentenalter hinaus arbeiten – sofern die Rahmenbedingungen stimmen. Flexible Rentenregelungen und attraktive Teilzeitmodelle ermöglichen es, Wissen und Erfahrung länger im Unternehmen zu halten.

Anzeige
upo Social Media-Content-Kalender 2025 für Arbeitgeber

2. Attraktive Arbeitsbedingungen für ältere Ingenieur*innen

Maßgeschneiderte Lösungen wie angepasste Arbeitszeiten, Homeoffice-Optionen und gezielte Weiterbildungsprogramme können ältere Fachkräfte länger im Beruf halten. Auch Job-Sharing-Modelle könnten eine sinnvolle Option sein.

3. Wissenstransfer über Generationen hinweg

Der Austausch zwischen erfahrenen und jüngeren Beschäftigten ist essenziell für die Innovationskraft eines Unternehmens. Strukturierte Mentoring-Programme helfen, wertvolles Wissen weiterzugeben und den Nachwuchs gezielt zu fördern.

Wirtschaftlicher Nutzen: Milliardenpotenzial durch ältere Beschäftigte

Dass die verstärkte Integration älterer Fachkräfte nicht nur eine Notwendigkeit, sondern auch eine wirtschaftliche Chance ist, zeigen Berechnungen des IW. Laut diesen könnte die Gesamtbeschäftigung bis 2032 um 37.600 Personen steigen, was einer zusätzlichen Wertschöpfung von 4,7 Milliarden Euro entspricht. Bis 2037 wären sogar 58.400 zusätzliche Beschäftigte möglich – mit einem Mehrwert von 7,2 Milliarden Euro.

„Viele Unternehmen haben bereits erkannt, dass der demografische Wandel auch eine Chance ist. Jetzt gilt es, diese Entwicklung weiter voranzutreiben“, so Willig. Prof. Plünnecke ergänzt: „Die Erwerbsanreize im Rentenalter sollten gestärkt werden, um Fachkräfte, die noch voller Energie stecken, zu halten.“

Kurz und knapp auf den Punkt

Der MINT-Fachkräftemangel bleibt trotz rückläufiger offener Stellen ein akutes Problem. Langfristig werden demografische Faktoren eine entscheidende Rolle spielen. Eine gezielte Einbindung älterer Fachkräfte könnte nicht nur dem Arbeitsmarkt helfen, sondern auch erhebliche wirtschaftliche Vorteile bringen. Flexible Rentenmodelle, attraktive Arbeitsbedingungen und strukturierter Wissenstransfer sind essenzielle Hebel, um Deutschlands Innovationskraft zu sichern. Unternehmen sind jetzt gefordert, diese Chancen aktiv zu nutzen.

zum Download “VDI-/IW-Ingenieurmonitor III/24”