Die neuesten Ergebnisse des JOBWECHSEL-KOMPASS 2. Quartal 2024 der KÖNIGSTEINER Gruppe in Zusammenarbeit mit stellenanzeigen.de sind da. Ein klarer Zusammenhang: Erhöhte Arbeitsbelastung führt in vielen Fällen zu einem Jobwechsel. Aber was genau bedeutet das für Unternehmen und wie können sie darauf reagieren?
Wechselbereitschaft in Deutschland: Ein Blick auf die Zahlen
Die Ergebnisse des JOBWECHSEL-KOMPASS, einer repräsentativen Erhebung von mehr als 1.000 Beschäftigten, zeigen eine alarmierende Bereitschaft zum Jobwechsel. Insgesamt planen 32 % der Befragten einen Jobwechsel, was der gleichen Rate wie vor einem Jahr entspricht. Besonders hoch ist die Wechselbereitschaft bei jungen Menschen im Alter von 18 bis 29 Jahren, wo sie bei 46 % liegt.
Ein Hauptgrund für diese hohe Wechselbereitschaft ist eine zu hohe Arbeitsbelastung. Laut der Umfrage empfinden 55 % der wechselwilligen Arbeitnehmer, dass sie bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zu viel arbeiten. Im Vergleich dazu sind es nur 28 % bei denjenigen, die keinen Jobwechsel anstreben.
Stress und Unzufriedenheit: Die treibenden Kräfte
Ein weiteres wichtiges Ergebnis der Umfrage ist der Zusammenhang zwischen Stress und Wechselbereitschaft. 70 % der potenziellen Jobwechsler fühlen sich im Job gestresst, während dieser Wert bei denjenigen, die ihrem Unternehmen treu bleiben wollen, bei 41 % liegt. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Stress ein entscheidender Faktor für die Entscheidung, den Arbeitsplatz zu wechseln, ist.
Zusätzlich sind 51 % der wechselwilligen Arbeitnehmer mit ihrer aktuellen Work-Life-Balance unzufrieden, im Vergleich zu nur 20 % bei den Verbleibenden. Dies zeigt, dass die Unzufriedenheit mit der Work-Life-Balance ein weiterer wichtiger Treiber für die Wechselbereitschaft ist.
Zufriedenheit trotz Wechselbereitschaft: Ein paradoxes Bild
Trotz der hohen Wechselbereitschaft bleibt die Zufriedenheit mit dem aktuellen Arbeitgeber auf einem hohen Niveau. Fast zwei Drittel (65 %) aller Beschäftigten bewerten ihren derzeitigen Arbeitgeber positiv. Selbst unter den Wechselwilligen geben noch 39 % an, sich in ihrem Arbeitsumfeld wohlzufühlen.
„Wir erleben derzeit eine paradoxe Situation auf dem Arbeitsmarkt. So haben wir es mit einer anhaltend hohen Wechselbereitschaft zu tun, die aber einhergeht mit einer ebenso hohen Arbeitgeberzufriedenheit. Das ist für viele Unternehmen durchaus beunruhigend, weil sie trotz umfangreicher Arbeitgeberleistungen trotzdem mit einer steigenden Mitarbeiterfluktuation rechnen müssen. Hintergrund dieser Situation ist sicher, dass viele Beschäftigte ihre gute Marktposition, die ihnen der Fachkräftemangel beschert, ausnutzen möchten“, erklärt Nils Wagener, Geschäftsführer der KÖNIGSTEINER Gruppe.
Gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt: Ein weiterer Grund für die hohe Wechselbereitschaft
Ein weiteres interessantes Ergebnis der Umfrage ist das hohe Vertrauen der Beschäftigten in ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Insgesamt glauben 65 % der Befragten, dass sie gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Bei den Jobwechslern sind es sogar 69 %, die davon überzeugt sind, gegenwärtig besonders gefragt zu sein. Dieses hohe Vertrauen in die eigene Marktposition könnte ein weiterer Grund für die hohe Wechselbereitschaft sein.
Stressbewältigung: Ein Ansatz, der nicht ausreicht
Trotz der hohen Stressbelastung und Wechselbereitschaft zeigen die Zahlen, dass viele Beschäftigte Wege finden, ihren Stress zu bewältigen. 69 % der Befragten sind mit ihrer Work-Life-Balance zufrieden und finden, dass sie Arbeit und Privatleben gut trennen können. Auch 55 % der Jobwechsler stimmen dem zu. Zudem geben 62 % aller Befragten an, dass sie sich aktuell ausreichend um ihre körperliche Gesundheit neben ihrer Arbeit kümmern können.
„Die Zahlen zeigen, dass viele Mitarbeitende durchaus einen Weg finden, sich mit ihrem Stresslevel nach der Arbeit auseinanderzusetzen und dieses zu verarbeiten. Trotzdem ist das Stressgefühl gerade bei denjenigen, die mit einem Jobwechsel liebäugeln, besonders hoch. Sieben von zehn potenziellen Jobwechslern verspüren eine Überbelastung. Für Arbeitgeber bedeutet das, dass vor allem ihre Führungskräfte das Arbeitsaufkommen ihrer Belegschaften im Blick behalten sollten, wenn sie wertvolle Mitarbeitende nicht verlieren möchten“, so Peter Langbauer, Geschäftsführer von stellenanzeigen.de.
Was Unternehmen jetzt tun müssen
Angesichts dieser Zahlen stellt sich die Frage, wie Unternehmen auf die hohe Wechselbereitschaft und die zugrunde liegenden Stressfaktoren reagieren können. Hier sind einige Ansätze:
1. Arbeitsbelastung reduzieren
Unternehmen sollten Maßnahmen ergreifen, um die Arbeitsbelastung ihrer Mitarbeitenden zu reduzieren. Dies kann durch eine bessere Verteilung der Aufgaben, die Einstellung zusätzlicher Mitarbeiter oder die Einführung flexibler Arbeitszeiten erreicht werden.
2. Stressmanagement unterstützen
Arbeitgeber sollten Programme zur Stressbewältigung und zum Stressmanagement anbieten. Dies könnte in Form von Schulungen, Workshops oder Coaching geschehen. Auch das Angebot von Gesundheitsprogrammen und Sportmöglichkeiten kann dazu beitragen, den Stresslevel der Mitarbeitenden zu senken.
3. Work-Life-Balance fördern
Eine gute Work-Life-Balance ist entscheidend für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Unternehmen sollten flexible Arbeitsmodelle, Homeoffice-Möglichkeiten und eine klare Trennung von Arbeit und Freizeit fördern.
4. Kommunikation und Feedback
Eine offene Kommunikation und regelmäßiges Feedback können helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu lösen. Mitarbeitende sollten die Möglichkeit haben, ihre Sorgen und Bedenken offen zu äußern.
5. Wertschätzung und Anerkennung
Wertschätzung und Anerkennung für die geleistete Arbeit sind wichtige Faktoren für die Mitarbeitermotivation und -zufriedenheit. Unternehmen sollten regelmäßig die Leistungen ihrer Mitarbeitenden anerkennen und wertschätzen.
Indem Unternehmen diese Maßnahmen ergreifen, können sie die Wechselbereitschaft ihrer Mitarbeitenden senken und eine positive Arbeitsatmosphäre schaffen, die langfristig zur Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeitenden beiträgt.