Das Recruiting hat sich in den letzten Jahren stark verändert, und der Fachkräftemangel treibt diese Entwicklung weiter an. Wie der index Recruiting Report 2024 zeigt, stehen Unternehmen vor zahlreichen Herausforderungen in der Personalbeschaffung. Zwischen dem Spagat aus Employer Branding, dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und der zunehmenden Fokussierung auf Mitarbeiterbindung zeichnen sich einige klare Trends ab, die HR-Verantwortliche im Blick behalten sollten.
Employer Branding: Zeitmangel und fehlende Ressourcen als Stolpersteine
Eine der größten Herausforderungen im Bereich Employer Branding ist für viele Unternehmen der Mangel an Zeit und Personal. Laut dem index Recruiting Report 2024 gaben 41 Prozent der Befragten an, dass ihnen die nötige Zeit fehle, um ein starkes Employer Branding aufzubauen. Bei 35 Prozent mangelt es zudem an qualifiziertem Fachpersonal, um diese wichtigen Aufgaben überhaupt anzugehen.
Das Employer Branding hat eine entscheidende Rolle bei der Gewinnung und Bindung von Fachkräften, doch wird dieser Aspekt oft stiefmütterlich behandelt. Annette Raschke von der index Gruppe betont, dass vor allem datenbasiertes Employer Branding ein enormes Potenzial habe. Ein ehrlicher Blick auf die internen Strukturen und darauf basierende strategische Maßnahmen könnten helfen, das Arbeitgeberimage nachhaltig zu verbessern und sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Doch viele Unternehmen tun sich schwer damit, die nötige Zeit und Ressourcen zu investieren. Dies könnte langfristig fatale Auswirkungen haben, insbesondere in Zeiten des anhaltenden Fachkräftemangels.
Künstliche Intelligenz im Recruiting: Unterschätztes Potenzial
Während in vielen Bereichen Künstliche Intelligenz (KI) als das Zukunftsthema schlechthin gilt, zeigt der index Recruiting Report, dass der Einsatz von KI im Recruiting nach wie vor in den Kinderschuhen steckt. Nur 34 Prozent der HR-Verantwortlichen stimmen der Aussage zu, dass KI das Recruiting tatsächlich vereinfacht.
Am häufigsten wird KI derzeit zur Optimierung von Stellenanzeigen genutzt – doch auch hier liegt die Nutzungsrate bei lediglich 17 Prozent. Dabei bietet KI viele ungenutzte Möglichkeiten, von der Analyse von Bewerbungsdaten bis hin zur Automatisierung von Verwaltungsaufgaben. Warum also zögern so viele HR-Teams? Ein möglicher Grund könnte in der fehlenden Akzeptanz oder auch Unsicherheit hinsichtlich der Technologie liegen. In jedem Fall scheint das Potenzial der KI im Recruiting bisher weitgehend brachzuliegen.
Erfolgreiche Recruiting-Maßnahmen: Der Mix macht’s
Trotz der technischen Möglichkeiten setzen viele Unternehmen weiterhin auf bewährte Maßnahmen im Recruiting. 39 Prozent der befragten HR-Verantwortlichen gaben an, dass sie mit klassischen Stellenanzeigen auf Online-Jobbörsen und Mitarbeiterempfehlungsprogrammen am erfolgreichsten sind.
Besonders Mitarbeiterempfehlungen haben sich in den letzten Jahren als verlässliches Mittel erwiesen, um passende Kandidat*innen zu finden. Mitarbeitende kennen die Kultur und Anforderungen des Unternehmens und können oftmals bessere Empfehlungen abgeben als es Algorithmen können.
Darüber hinaus wird Social-Media-Recruiting von mehr als der Hälfte der Befragten (51 Prozent) als der wichtigste Trend in der Personalgewinnung angesehen. Plattformen wie LinkedIn, Xing oder auch Instagram bieten nicht nur die Möglichkeit, Stellenanzeigen zu schalten, sondern auch die Marke des Unternehmens durch gezielte Employer-Branding-Maßnahmen zu stärken. Trotzdem fehlt es vielen Unternehmen an einer klaren Strategie: 46 Prozent der HR-Abteilungen messen keine KPIs, um den Erfolg ihrer Recruiting-Maßnahmen zu bewerten.
Mitarbeiterbindung: Ein Fokus auf die Zukunft
Angesichts des Fachkräftemangels rückt ein Bereich immer stärker in den Fokus der HR-Abteilungen: die Mitarbeiterbindung. Während 31 Prozent der Unternehmen mit einem steigenden Personalbedarf rechnen, investieren 44 Prozent der befragten Unternehmen verstärkt in Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung. Die Logik dahinter ist klar: Fachkräfte zu halten, ist oft einfacher und kostengünstiger, als neue zu gewinnen.
Doch was bedeutet das konkret? Unternehmen setzen vermehrt auf die Verbesserung der internen Kommunikation (29 Prozent) und die Optimierung des Führungsverhaltens (21 Prozent). Diese Maßnahmen sind darauf ausgelegt, die Zufriedenheit und das Engagement der Belegschaft zu steigern – denn zufriedene Mitarbeitende bleiben länger im Unternehmen und tragen positiv zur Unternehmenskultur bei.
Jürgen Grenz, CEO der index Gruppe, betont in diesem Zusammenhang, dass der Fachkräftemangel auch durch ein mangelndes Employer Branding verschärft wird. Unternehmen, die es nicht schaffen, eine attraktive Arbeitgebermarke aufzubauen und gleichzeitig ihre bestehenden Fachkräfte zu binden, könnten langfristig Schwierigkeiten haben, ihren Personalbedarf zu decken.
Die Rolle von KPIs im Recruiting: Chancen zur Optimierung
Obwohl viele Unternehmen in ihre Recruiting- und Employer-Branding-Maßnahmen investieren, fehlt es oft an der systematischen Erfolgsmessung. Fast die Hälfte (46 Prozent) der befragten Unternehmen setzt keine KPIs zur Erfolgsmessung ein. Dabei bieten KPIs wichtige Einblicke in die Effektivität der Maßnahmen und helfen dabei, den Recruiting-Prozess kontinuierlich zu verbessern.
Die am häufigsten gemessenen KPIs im Recruiting sind die Anzahl der Bewerbenden (45 Prozent) sowie die Quelle der Bewerbungen (34 Prozent). Diese Metriken geben allerdings nur einen ersten Anhaltspunkt über den Erfolg von Stellenanzeigen oder Social-Media-Kampagnen. Andere wichtige KPIs, wie die Time-to-Hire, die Cost-per-Hire oder die Qualität der Einstellungen, werden von vielen Unternehmen vernachlässigt. Hier gibt es großes Potenzial zur Optimierung, um den Recruiting-Prozess datenbasiert und effizienter zu gestalten.
Wohin steuert das Recruiting 2024?
Der index Recruiting Report 2024 zeigt deutlich, dass Unternehmen vor einer Vielzahl an Herausforderungen stehen, wenn es um die Personalgewinnung geht. Zeitmangel und fehlendes Fachpersonal behindern viele Unternehmen dabei, ihr Employer Branding effektiv aufzubauen. Gleichzeitig bleibt das Potenzial von Künstlicher Intelligenz im Recruiting größtenteils ungenutzt.
Mitarbeiterempfehlungen und klassische Stellenanzeigen auf Online-Jobbörsen sind nach wie vor erfolgreiche Instrumente in der Personalbeschaffung, doch Social-Media-Recruiting wird zunehmend wichtiger. Allerdings fehlt es vielen Unternehmen an einer klaren KPI-basierten Erfolgsmessung. Angesichts des Fachkräftemangels richten immer mehr Unternehmen ihren Fokus auf die Mitarbeiterbindung, um bestehende Fachkräfte zu halten und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.
Für die Zukunft des Recruitings bedeutet das: Unternehmen müssen strategisch in ihr Employer Branding investieren, neue Technologien wie KI in ihren Prozessen integrieren und gleichzeitig dafür sorgen, dass ihre Mitarbeitenden sich im Unternehmen wohlfühlen und langfristig gebunden werden.