Die Ereignisse des vergangenen Jahres haben zu vielen Neuerungen in der Arbeitswelt geführt – und prägen sie weiterhin. Wie verändern sich Jobsuche und Recruiting? Wie werden Personalentscheidungen künftig getroffen? In vielen Bereichen findet ein Umdenken statt, wie der 2021 Talent Trends Report von Randstad Sourceright zeigt. Die Studie analysiert die Situation in 17 Ländern weltweit und zeigt Herausforderungen sowie Lösungsansätze der Unternehmen.
1. Grenzenlose Talentstrategien
Recruiting-Strategien werden zunehmend überregional. Denn die Anzahl der remote Arbeitenden hat sich seit Ausbruch der Pandemie weltweit auf 50% verdoppelt. Das Homeoffice etabliert sich mehr und mehr als Arbeitsplatz. So wird die Entfernung zwischen Unternehmenssitz und Wohnort auch für Bewerber seltener zum Ausschlusskriterium bei der Jobsuche. "Grenzenlose Talentstrategien erfordern neue Herangehensweisen bei Recruiting und Employer Branding", sagt Andreas Bolder, Director Group Human Resources bei Randstad Deutschland. "Es ist sinnvoll, Informationen aus dem Marktumfeld und der eigenen Belegschaft neu zu bewerten und zu nutzen, um besser einschätzen zu können, wo sich eine lokale und wo sich eine überregionale Mitarbeitersuche rentiert."
2. Interne Wechsel für bessere Anpassungsfähigkeit
Gut durch die Corona-Pandemie kamen Unternehmen, die Arbeitskräfte schnell von Aufgabenbereichen mit geringer Nachfrage in jene mit hoher Auslastung umschichten konnten. Sie rüsteten schnell um und qualifizierten ihre Mitarbeiter entsprechend, um neuen Anforderungen gerecht zu werden. So war und ist es möglich, Arbeitsplätze zu erhalten und Fachwissen zu bewahren. 87% der Personalchefs glauben daher, dass Reskilling zur Mitarbeiterbindung beiträgt. "Für agile Strukturen sorgt zudem eine gezielte, kontinuierliche Weiterbildungsstrategie, die die Bedürfnisse von Arbeitnehmer und Arbeitgeber vereint", sagt Andreas Bolder. Die richtigen Skills, eine gute Kommunikation und eine positive Einstellung sind entscheidend, um gut mit Veränderungen umzugehen. Viele der aktuell erforderlichen Fähigkeiten sind technischer Natur. Doch nur 46% der Personaler konzentrieren ihre Weiterbildungsmaßnahmen auch auf Soft Skills. Darunter fallen beispielsweise Anpassungsfähigkeit, Zeitmanagement, Kreativität, Teamwork und Kommunikation.
3. Arbeitserlebnis neu bewerten
63% der Personalverantwortlichen messen dem Arbeitserlebnis ihrer Mitarbeiter seit Ausbruch der Pandemie eine höhere Bedeutung bei. Vom Recruiting über das Onboarding und das Management des Arbeitsalltags bis hin zum Offboarding – diese Stationen im Berufsleben erleben viele Menschen oft nicht mehr im Büro, sondern zu Hause. Nicht nur für Arbeitnehmer, auch für Arbeitgeber ist das eine neue Situation. "Das Arbeitserlebnis vieler Menschen verändert sich. Die erlebten Erfahrungen im Homeoffice färben dabei schnell auf die Beziehung zum Unternehmen ab – und dank diverser Bewertungsportale schnell auch auf die Arbeitgebermarke", sagt Andreas Bolder. "Wichtig ist, Mitarbeiter im neuen Arbeitsalltag zu begleiten und Prozesse schnell an die neuen Bedingungen anzupassen. Dazu gehört auch, relevante Themen wie flexible Arbeitszeiten oder Maßnahmen zur Weiterbildung auf dem Radar zu behalten."
4. Das Geschäft mit Diversität vorantreiben
80% der Personalchefs sind sich einig: Starke Diversity- und Inklusions-Programme sind wichtig, um Talente anzuziehen und zu halten. 68% der Unternehmen weltweit haben bereits entsprechende Maßnahmen umgesetzt, bei einem Drittel (27%) sind sie in Planung. "Bewegungen wie Black Lives Matter sind im vergangenen Jahr auf eine tiefe Resonanz gestoßen und haben dazu geführt, dass viele Unternehmen sich aktiver mit dem Thema befassen", sagt Andreas Bolder. "Damit aus dem Trend wirkliche Veränderungen erwachsen, sind jedoch handfeste Maßnahmen nötig. Sich beispielsweise nur mit Spenden bei entsprechenden Organisationen zu betätigen, ist vor allem für Mitarbeiter häufig weniger wichtig."
5. Personalentscheidungen mit Datenanalyse optimieren
Personalchefs investieren verstärkt in den Bereich Talent Analytics. 62% sehen ein erhebliches Budget für Tools wie Dashboards zur Datenvisualisierung vor. Jeder Fünfte (19%) hat als direkte Folge der Pandemie begonnen, in Talent Analytics zu investieren. "Das richtige Werkzeug macht es möglich, wichtige Daten wie Gesundheitsinformationen, Standort und Kompetenzprofile von Mitarbeitern bei relevanten Personalentscheidungen zu berücksichtigen", sagt Andreas Bolder. "Gerade in der Corona-Krise erwiesen sich datengestützte Personalveränderung als nützlich, um schnelle Strategiewechsel zu ermöglichen. Auch künftig ist es sinnvoll, Erfahrungswerte mit Informationen aus der Datenanalyse anzureichern, um Veränderungsprozesse zum Ziel zu führen. Doch auch hierbei gilt: Das Tool alleine macht noch nichts besser. Eine gute Datenqualität und Benutzerfreundlichkeit sind wesentlich für die erfolgreiche Anpassung von Arbeitsabläufen der HR-Abteilungen."
Die dargestellten Ergebnisse stammen aus dem Talent Trends Report 2021 von Randstad Sourceright. Für die Online-Umfrage wurden 800 Personalleiter und Führungskräfte aus weltweit 17 Ländern im vierten Quartal 2020 befragt.