Was zeichnet unser Unternehmen als Arbeitgeber aus? Warum sollten die besten Talente ausgerechnet bei uns arbeiten? In Deutschlands Chefetagen werden Fragen wie diese zunehmend drängender. Denn in Zeiten von demografischem Wandel und Fachkräfteknappheit müssen Unternehmen nicht mehr nur für ihre Produkte werben, sondern auch für sich als Arbeitgeber. Eine internationale Studie zum Thema Employer Branding zeigt jetzt: Deutsche Unternehmen haben noch Nachholbedarf, insbesondere wenn es um Diversity im Recruiting geht. Im internationalen Vergleich berücksichtigen Arbeitgeber hierzulande Faktoren wie Geschlecht, Alter, Herkunft oder Religion weniger stark bei der Neueinstellung von Mitarbeiter*innen. Für den Report hat die internationale Employer-Branding-Beratung Universum, die zur Jobplattform StepStone gehört, rund 1.200 Recruiting-Experten aus 71 Ländern befragt, darunter 87 aus Deutschland.
Für die beliebtesten Arbeitgeber ist Diversity selbstverständlich
In der Öffentlichkeit stehen zwar viele Unternehmen für Vielfalt und Diversität ein und tragen dies über Marketingmaßnahmen zunehmend auch nach außen. Laut Studie sieht es auch immerhin fast jeder zweite Arbeitgeber (48 Prozent) in Deutschland als sehr wichtig an, bei der Einstellung neuer Mitarbeiter*innen auf Diversity zu achten. Allerdings achten Unternehmen aus anderen Ländern deutlich stärker auf Vielfalt (61 Prozent). Bei den sogenannten „World’s Most Attractive Employers“*, also den weltweit attraktivsten Arbeitgebern und Vorreitern in puncto Employer Branding, legt sogar nahezu jedes Unternehmen (98 Prozent) Wert auf Vielfaltskriterien bei ihren Einstellungsprozessen. Dafür achten deutsche Unternehmen im internationalen Vergleich stärker auf Lernfähigkeit (+18 Prozent) und Kommunikationsfähigkeit (+14 Prozent) neuer Mitarbeiter*innen.
Deutsche Arbeitgeber erwarten schwierige Einstellungsbedingungen
Weitere wichtige Erkenntnisse der Studie: Die Mehrheit der deutschen Unternehmen rechnet damit, dass der Personalbedarf in Zukunft gleich bleibt (41 Prozent) oder sogar steigt (30 Prozent). Gleichzeitig erwartet rund ein Drittel aller deutschen Arbeitgeber (32 Prozent), dass es in den kommenden zwölf Monaten schwieriger werden wird, neue Mitarbeiter*innen zu finden. „Derzeit erleben wir einen Jobboom in nahezu allen Branchen und Berufen. Viele Unternehmen suchen händeringend Personal. Diese Entwicklung wird sich intensivieren, denn der demografische Wandel erreicht den Arbeitsmarkt gerade erst. Wie bei einem aufziehenden Gewitter wissen wir was kommt, spüren aktuell aber lediglich die ersten Windböen“, sagt Dr. Tobias Zimmermann, Arbeitsmarkt-Experte bei StepStone. „Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen sich spätestens jetzt intensiv mit ihrem Profil als Arbeitgeber auseinandersetzen.“
Deutsche Unternehmen beschäftigen sich zu wenig mit ihrer Employer Brand
Im Bereich des Employer Brandings bilden studienbezogene Daten für Unternehmen die Basis für wichtige Entscheidungen. Die Daten liefern zum Beispiel Informationen zur Zielgruppe und helfen dabei, wichtige Faktoren zu identifizieren, die den Arbeitgeber insgesamt attraktiver machen. 41 Prozent der deutschen Unternehmen geben demnach an, sich in ihren Entscheidungen bereits auf Daten zu stützen. Damit sind die deutschen Arbeitgeber allerdings weniger datenorientiert als der weltweite Durchschnitt. Hier ist es gut jedes zweite Unternehmen, dass seine Entscheidung auf Grundlage von Daten trifft. „Viele Unternehmen beschäftigen sich leider immer noch nicht aktiv mit ihrer Employer Brand“, sagt Tina Smetana, Country Manager Germany bei Universum. „Dabei ist die Bildung und gezielte Kommunikation der Arbeitgebermarke ein hochstrategisches Thema. Nur wenn Arbeitgeber wissen, wie sie von ihren derzeitigen Arbeitnehmer*innen gesehen werden, wie potenzielle Bewerber*innen ticken und wohin sich das jeweilige Unternehmen in den kommenden Jahren entwickeln soll, können sie ihre Employer Brand darauf ausrichten gezielte Maßnahmen zu ergreifen, um die für sie wichtigen Zielgruppen anzusprechen und für sich zu gewinnen.“