Der VDI Ingenieurmonitor 01/2024: Massiver Fachkräftemangel in den Ingenieur- und Informatikberufen

VDI Ingenieurmonitor 01/2024 Ausschnitt Quelle VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V.

Die Digitalisierung und die anhaltende Transformation in vielen Industrien haben den Bedarf an Ingenieurinnen und Ingenieuren in Deutschland enorm gesteigert. Doch trotz dieser hohen Nachfrage und einer Vielzahl an Maßnahmen bleibt der Fachkräftemangel eine ernste Herausforderung. Ein Blick auf den aktuellen Ingenieurmonitor von VDI und IW zeigt nicht nur die Ausmaße des Problems, sondern auch die Lichtblicke und Potenziale, die sich durch die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte ergeben.

Die Lage auf dem Arbeitsmarkt

Im ersten Quartal 2024 sank die Zahl der offenen Stellen in Ingenieurberufen um 15,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 148.000. Trotz dieses Rückgangs bleibt die Lage angespannt, denn die Engpasskennziffer – also die Zahl der offenen Stellen je 100 Arbeitslose – ist weiterhin hoch und liegt unverändert bei 333. Besonders in den Bereichen Energie- und Elektrotechnik (Engpassrelation 558), Bau/Vermessung/Gebäudetechnik und Architektur (433), Maschinen- und Fahrzeugtechnik (368) sowie Informatik (303) herrscht ein erheblicher Fachkräftemangel.

Dieser Mangel hat massive wirtschaftliche Konsequenzen: Der jährliche Wertschöpfungsverlust durch fehlende Beschäftigte in Ingenieur- und Informatikberufen wird auf etwa 9 bis 13 Milliarden Euro geschätzt. Diese Zahlen unterstreichen die Dringlichkeit, mehr Fachkräfte in den Markt zu integrieren.

Zuwanderung als Schlüssel zur Fachkräftesicherung

Eine der positiven Entwicklungen der letzten Jahre ist der deutliche Anstieg der Zuwanderung ausländischer Ingenieurinnen und Ingenieure nach Deutschland. Seit 2012 hat sich die Zahl der ausländischen Beschäftigten in Ingenieurberufen mehr als verdoppelt – von 46.489 auf 114.648. Der Anteil ausländischer Ingenieurfachkräfte an allen Ingenieuren stieg im gleichen Zeitraum von 6 Prozent auf 11 Prozent. Dieser Zuwachs hat erheblich dazu beigetragen, den Fachkräftemangel abzufedern und die deutsche Wirtschaft zu stabilisieren.

Anzeige
Download Linkliste Recruiting Studien 2023

Vor allem süd- und ostdeutsche Bundesländer profitieren stark von der Zuwanderung. In Regionen wie dem Großraum München, Hessen oder Thüringen ist der Anteil ausländischer Fachkräfte besonders hoch. Dies hat nicht nur dazu geführt, dass der Fachkräftemangel weniger stark ausfällt, sondern auch dazu, dass diese Regionen weiterhin als Innovationszentren agieren können.

Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel

Die Zuwanderung allein reicht jedoch nicht aus, um den Bedarf an Fachkräften in Deutschland langfristig zu decken. VDI-Direktor Adrian Willig betont, dass eine breite Palette an Maßnahmen erforderlich ist, um junge Menschen, insbesondere Frauen, für den Ingenieurberuf zu begeistern. Das Mentoring-Programm VDI WoMentorING und das Projekt VDI-Xpand zur Integration ausländischer Fachkräfte sind Beispiele dafür, wie der VDI versucht, diese Lücke zu schließen.

Neben der gezielten Förderung von Nachwuchstalenten setzt sich der VDI auch dafür ein, bürokratische Hürden abzubauen, um den Standort Deutschland für ausländische Fachkräfte attraktiver zu machen. Dies ist essenziell, da 13 Prozent der 2020 in Deutschland angemeldeten Patente von ausländischen Fachkräften stammen – ein klares Zeichen dafür, welchen Wert diese Fachkräfte für die Innovationskraft Deutschlands haben.

Herausforderungen und Ausblick

Trotz der positiven Entwicklung bei der Zuwanderung bleibt der Fachkräftemangel eine der größten Herausforderungen für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Die wirtschaftliche Lage und die Zurückhaltung der Unternehmen bei Neueinstellungen verschärfen die Situation zusätzlich. Gleichzeitig ist der demografische Wandel ein Faktor, der in den kommenden Jahren die Lage weiter anspannen könnte.

Doch es gibt auch positive Signale: Der gestiegene Anteil ausländischer Ingenieurinnen und Ingenieure sowie die zahlreichen Initiativen zur Förderung von Nachwuchskräften zeigen, dass die Lücke geschlossen werden kann. Es wird jedoch entscheidend sein, diese Anstrengungen weiter auszubauen und die Attraktivität des Standorts Deutschland sowohl für inländische als auch ausländische Fachkräfte zu steigern.