Das Arbeitsmarktbarometer Recruiting war wieder auf einem guten Weg. Nach leichten Rückgängen in 2019 ging es im Februar 2020 wieder ordentlich bergauf. Und dann – dann kam Corona und nach leichtem Rückgang der Zahlen Mitte März folgte ein heftiger Rückschlag zu Ostern. Und auch die Zahlen für Mai 2020 zeigen einen weiteren starken Rückgang.
Auch andere Statistiken und Studien zum Arbeitsmarkt machen die Corona-Folgen bereits deutlich. Angefangen mit der amtlichen Statistik der Bundesanstalt für Arbeit, über die regelmäßigen Studien der renommierten Wirtschaftsinstitute wie IAB bis hin zu Befragungen und Prognosen von Wirtschaftprüfungsgesellschaften und Personaldienstleistern. Alle zeigen bzw. prognostizieren eine mehr oder weniger extrem deutliche Verschlechterung der Arbeitsmarktzahlen. Schlüssig ist sicher, dass Unternehmen, die Kurzarbeit anmelden, wohl kaum an Neueinstellungen denken werden. Und da aktuell weitgehend unklar ist, wie sich verschiedene Lockerungen tatsächlich auswirken und ob noch mit einer 2. Infektionswelle zu rechnen ist, halten sich Entscheider in Sachen Recruiting zurück. Wenn aber Neueinstellungen für viele Unternehmen kein Thema sind, dann werden auch weniger Recruiter & Co. gesucht. Soweit nachvollziehbar.
Aber wie zeigt sich das in konkreten Zahlen. Seit Ende 2013 werten wir auf Rekrutierungserfolg.de die Anzahl von ausgeschriebenen Stellen für Recruiter & Co. auf recruiting-jobs.de (powered by Kimeta) aus (→ Informationen und Auswertungen zum Arbeitsmarktbarometer Recruiting). Bis Mitte 2018 gab es dabei eigentlich nur eine Richtung, nämlich nach oben. In 2018 und auch 2019 konnten wir verschiedene Korrekturbewegungen sehen, die aber im wesentlichen eher eine Konsolidierung darstellten. Der aktuelle Rückgang seit Mitte März diesen Jahres ist aber mit keiner Entwicklung der letzten 6 Jahre vergleichbar.
In zwei aufeinanderfolgenden Monaten gab der Recruiting Stellenindex um jeweils um die 44% nach. Der Recruiting Stellenindex basiert dabei auf der Anzahl ausgeschriebener Stellen im Recruiting, Personalmarketing und Employer Branding auf recruiting-jobs.de aus. Der Basiswert 0 datiert auf Dezember 2013.
Im April fiel der Recruiting Index von 167 auf 94 Punkte ( siehe Abbildung 1). Auch im Vorjahr verzeichnete der index im Vergleichszeitraum einen Rückgang, im April 2019 um 21 Punkte und im Mai 2019 um fast 50 Indexpunkte, in diesermZeit aber auf einem deutlich höheren Niveau als bei den aktuellen Entwicklungen. Prozentual gesehen war der Rückgang im Mai 2019 nur halb so stark wie der in 2020 (siehe Abbildung 2). Und mit dem aktuellen Stand von 53 Punkten sind wir mit dem Recruiting Stellenindex auf dem Niveau des Jahreswechsels 2015/2016 angelangt.
Wir sind gespannt darauf, wie sich der Recruiting Index in den nächsten Monaten entwickeln wird. Ob überhaupt wieder ein Vor-Corona-Niveau erreicht werden kann, hängt sicher auch davon ab, wie nachhaltig sich veränderte Organisationsformen präsentieren werden. Denn auch im Recruiting wurden durch die Restriktionen Abläufe und Techniken möglich, über die man vor Corona allenfalls mal diskutiert hatte: (Strukturierte) Telefoninterviews, Videointerviews (live oder zeitversetzt), Onlinetests und Online-Assement-Center, verstärkter Einsatz von Bewerbermanagement-Systemen. Und diese Verfahren ermöglichen eben nicht nur Recruiting zu Corona-Bedingungen. Sind die Verfahren einmal etabliert, sparen sie auch einiges an Zeit und personellem Ressourceneinsatz.
Aus unserer Sicht wäre es zwar schön, wenn dieser Freiraum für (weitere) innovative Entwicklung im Bereich Recruiting genutzt würde. Wahrscheinlicher ist aber, dass sich die Einsparungen auch im Abbau der ein oder anderen Planstelle im Recruiting zeigen werden. Aber das werden uns erst die Entwicklungen in den nächsten Monaten verraten. Denn “Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen” (wird verschiedenen Personen zugeschrieben *)