Im Sommer vor 5 Jahren war es endlich so weit. Nach vielen Monaten Entwicklungs- und Testphase wurde unser Fachportal Rekrutierungserfolg.de gelauncht. Und das ist für uns ein Grund zum Feiern. Aber was ist das eigentlich – Rekrutierungserfolg? Was kann man darunter verstehen? Und was sind die Faktoren, die Rekrutierungserfolg schaffen? Wir wollten es aus erster Hand wissen und haben einige bekannte HR-Blogger gefragt. Und wir waren begeistert von den vielen freundlichen Reaktionen und den 8 tollen Statements von Top-HR-Bloggern.
Den eigenen Arbeitgeber modern gestalten – Marcus K. Reif
Recruiting wird landauf, landab als operativer Ausgleich für Fluktuation betrachtet. Doch unsere Arbeit ist deutlich strategischer als das bloße Füllen von Fluktuationslücken. Die Kompetenzen heute und von morgen sind deutlich andere als vor zehn oder zwanzig Jahren. Profile entwickeln sich weiter, Arbeitskräfte sind durch den demografischen Faktor und neue Kompetenzen, auch bedingt durch die zunehmende Digitalisierung, immer schwieriger zu finden. Heute geht es im Recruiting doch um wesentlich mehr als die Stellenausschreibung, das Beten, dass sich jemand darauf bewirbt, oder das reine Sichten von eingehenden Bewerbungen. Eine moderne Personalgewinnung zu haben, bedeutet, für alte und neue Zielgruppen ein attraktiver Arbeitgeber zu sein. Wir benötigen die Fähigkeit für den Kulturwandel, um für nachfolgende Generationen ebenfalls als Ort für ihre Karriere wahrgenommen zu werden. Denn Kandidaten springen nicht mehr durch jeden Ring, der ihnen hingehalten wird. Recruiting, die Recuiterinnen und Recruiter sind Seismografen in einer disruptiven und schnell sich ändernden Welt. Damit werden wir zu einem wichtigen Ratgeber für die Fachbereiche und gehen weg vom “process pushing”. Der Rekrutierungserfolg ist aus meiner Sicht, den eigenen Arbeitgeber modern zu gestalten, um zur richtigen Zeit die benötigten Talente mit den richtigen Kompetenzen zu gewinnen.
Erfolgsfaktoren im Recruiting-Prozess
1.) Business acumen – ein sehr gutes Verständnis für das Business zu haben, um deren Bedürfnisse adäquat zu bedienen, gepaart mit Resultat- und Handlungsorientierung.
2.) Digitalkompetenz – 2/3 unserer Kinder werden Jobs haben, die es heute noch nicht gibt. Darauf müssen wir uns einstellen. Immer mehr Möglichkeiten zur aktiven Ansprache von Talenten, neue Jobfamilien mit neuen Kompetenzen kommen auf. Wir müssen unseren Kandidatenmarkt im Recruiting widerspiegeln.
3.) Kommunikationsleidenschaft – die Recruiter leben vom Dialog. Mit Fachbereichen, mit Kandidaten und mit Talenten, die sie als Kandidaten gewinnen wollen. Ohne eine ausgeprägte Leidenschaft für gute Kommunikation wird sich kein Erfolg einstellen. Dazu gehört auch ein hohes Maß an Empathie.
Die passenden Kandidaten finden – Stefan Scheller
Rekrutierungserfolg bedeutet für mich, die am besten passenden Kandidaten zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Stelle im Unternehmen produktiv einsetzen zu können. Die Basis dafür ist ein offener und ehrlicher Dialog auf Augenhöhe durch den gesamten Personalgewinnungsprozess hindurch. Im Rahmen des Employer Brandings abgegebene Arbeitgebermarkenversprechen müssen eingehalten werden. Dazu gehört das stetige selbstkritische Prüfen der Arbeitsbedingungen durch das Unternehmen unter dem Blickwinkel „Wie kann ich die Employability meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fortlaufend steigern?“. Recruiting endet nicht mit der Einstellung – Mitarbeiterbindung und Arbeitszufriedenheit sichern den Rekrutierungserfolg langfristig ab.
Erfolgsfaktoren im Recruiting-Prozess
Recruiting bedeutet für mich, einen offenen und ehrlichen Dialog auf Augenhöhe mit Kandidaten und Bewerbern zu führen. Mit dieser Haltung gestaltete durchgängige Recruiting-Prozesse sind in meinen Augen besonders erfolgreich.
Auch “nein” sagen können – Claudia Lorber
Rekrutierungserfolg bedeutet in erster Linie, dass es gelingt, die Menschen ins Unternehmen zu holen oder weiterzuentwickeln, die Aufgaben, die im Rahmen von ihren jeweiligen Funktionen zu erledigen sind, gut und gerne machen.
Rekrutierungserfolg bedeutet auch, „nein“ sagen zu können. Zu Führungskräften, zu Bewerberinnen und Bewerbern oder Recruiting-Maßnahmen, die vielleicht „in“ sind, aber nicht zielführend.
Rekrutierungserfolg bedeutet Bewegung in ein traditionelles System zu bringen, raus aus der Komfortzone, Blick über den Tellerrand und Mut für Neue Wege im Recruiting.
Erfolgsfaktoren im Recruiting-Prozess
- Mindset – auf Augenhöhe agieren
- Zielgruppen und Business Know-how
- Agile Recruitingprozesse
Finden von Topf und Deckel – Jörg Buckmann
Rekrutierungserfolg im engeren Sinne bedeutet für mich frei nach der Redewendung, dass sich Topf und Deckel gefunden haben. Klingt einfach, ist aber superschwer – vor allem, weil sich die Passgenauigkeit halt oft erst im Nachgang zeigt.
Erfolgsfaktoren im Recruiting-Prozess
- Persönlicher Service im Bewerbungs- und Auswahlprozess; nachdem doch viele Unternehmen in der Ansprache gut unterwegs ist, wird hier noch viel zu oft uninspiriert und im Schneckentempo agiert (wobei eben «agieren» vielleicht das grundfalsche Wort ist)
- Auswahl mit gesundem Menschenverstand
- Einbezug der künftigen Mitarbeitenden
Wenn es “passt” – Jo Diercks
Rekrutierungserfolg ist für mich, wenn es “passt” – fachlich, vor allem aber auch kulturell. Damit meine ich aber nicht nur, dass das Unternehmen passende Mitarbeiter findet. Nein – ganz wichtig – auch Kandidaten wählen aus! Erfolg ist es erst, wenn auch diese das Gefühl haben „passend“ fündig geworden zu sein. Stichwort: Selbstselektion.
Erfolgsfaktoren im Recruiting-Prozess
- Transparenz/ Authentizität, damit die Selbstselektion funktionieren kann.
- Arbeitgebermarke, und zwar eine, die wirklich differenziert und nicht versucht Everybody´s Darling zu sein.
- Ganz Eignungsdiagnostiker – der Einsatz nachweislich valider Auswahlmethoden durch das Unternehmen.
Erwartungen des Bewerbers erfüllen – Stefan Döring
Rekrutierungserfolg ist mehr als die schnelle Besetzung von Stellen. Neben Quantität zählt Qualität. Gerade dann, wenn die Perspektive von Führungskräften, Mitarbeitern und Bewerbern eingenommen wird: Führungskräften ist es wichtig, durch die Unterstützung der neuen Kollegen die Ziele zu erreichen. Also zählt die Leistung der „Neuen“. Enttäuschung hier ist ein Indiz für fehlerhafte Anforderungsprofile oder schlechte Auswahl. Den Kollegen ist es zudem wichtig, dass der neue Mitarbeiter ins Team passt (Stichwort: Cultural Fit). Auf die Motivation zahlt ein Recruitingprozess auf Augenhöhe und ein gelungenes Onboarding ein. Die Rekrutierung ist letztlich dann erfolgreich, wenn sich die Erwartungen des Bewerbers erfüllen und er mit seiner Führungskraft gut auskommt. Schließlich ist letzteres Kündigungsgrund Nummer 1.
Erfolgsfaktoren im Recruiting-Prozess
- Realistisches Anforderungsprofil
- valide Auswahl
- Cultural Fit
Zu Kultur und Aufgaben passen – Simone Janson
Rekrutierungserfolg bedeutet für mich, dass Unternehmen Mitarbeiter finden, die genau zur Unternehmenskultur und zu ihren Aufgaben passen und so nicht nur entsprechend motiviert ihre Arbeit verrichten, sondern darüber hinaus auch als Markenbotschafter für ihren Arbeitgeber eintreten.
Erfolgsfaktoren im Recruiting-Prozess
- Employer Branding: Unternehmen, die über eine attraktive Arbeitgebermarke verfügen, ziehen, gerade in Zeiten von Bewertungsplattformen wie Kununu & Glassdoor, auch attraktive Bewerber an. Dabei hilft es Unternehmen, transparent Geschichten aus dem Unternehmen zu erzählen, z.B. die der Mitarbeiter.
- Auswahlverfahren: Im Recruitingprozess ist ein gutes Auswahlverfahren entscheidend, das Arbeitgebern hilft, die genau passenden Mitarbeiter einzustellen.
- Mitarbeiterbindung: Ein wichtiger, oft unterschätzter Aspekt des Recruiting-Erfolgs ist die Mitarbeiterbindung. Denn zufriedene Mitarbeiter sind nicht nur treu und machen ihren Job besser – sie erzählen auch die besten Geschichten im Sinne der Arbeitgebermarke.
Candidates First Company Second – Robindro Ullah
Für mich bedeutet Recruitierungserfolg, dass ich einer Person dazu verholfen habe, sich selbst zu verwirklichen. Getreu dem Motto „Employees first Customers second“ wird mein Unternehmen oder mein Kunde nur etwas von seiner neuen Einstellung haben, wenn diese auch in der neuen Funktion aufgeht. Daher in diesem Sinne „Candidates First Company Second“.
Erfolgsfaktoren im Recruiting-Prozess
- Liquides Querdenken im Prozess
- Unternehmenskultur
- Schnelle Prozesse
Rekrutierungserfolg – na klar! Oder?
Die Statements zeigen: Rekrutierungserfolg kann mit sehr unterschiedlichen Ausprägungen gesehen werden, eher strategisch oder doch stärker operativ. Es braucht Passung – auf fachlicher, persönlicher und kultureller Ebene. Erwartungen spielen für den Rekrutierungserfolg eine große Rolle – auf Kandidaten wie auch Unternehmensseite. Denn erfüllte Erwartungen führen zu mehr Zufriedenheit – auf beiden Seiten. Darauf lässt sich dann auch eine langfristige Zusammenarbeit gründen.
Und was ist zu tun, um diesen nachhaltigen Rekrutierungserfolg zu erreichen? Ich versuche mich mal daran, die genannten Erfolgsfaktoren auf einen gemeinsamen Nenner zu bringen.
Der Recruiting-Prozess spielt eine wichtige Rolle: schnell, durchgängig und agil muss er sein. Hier sind viel zu oft noch eingefahrene und sehr starre Modelle am Start, die darauf warten mit dem von Robindro Ullah genannten “liquiden Querdenken” aufgebrochen zu werden.
Mit dem Kommunikations-Faktor wird deutlich, dass Recruiting auch zukünftig nicht nur von Tools und Bots bestimmt werden wird. Der Dialog in alle Richtungen intern und extern – persönlich, authentisch und auf Augenhöhe mit Fachbereichen und Kandidaten – bietet sehr viel Potenzial für das Recruiting, auch im Sinne eines Ratgebers für die Fachbereiche (Marcus K. Reif).
Neben der trennscharfen Arbeitgebermarke erhält unter den genannten Erfolgsfaktoren der Auswahlprozess an sich eine exponierte Bedeutung. Die Auswahlverfahren sollten sich an den aufgabenbezogenen Anforderungen orientieren und den Cultural Fit berücksichtigen. Dass sie auch valide sein sollten, ist zwar eigentlich logisch, angesichts der Vielzahl von unstrukturiert geführten Jobinterviews aber noch lange nicht selbstverständlich.
Nicht zuletzt basiert Rekrutierungserfolg auch auf der Öffnung des Recruitings hinein ins Business. Der Blick über den Tellerrand, die Gewinnung von Business-Know-how ermöglicht schnelle Reaktionen des Recruitings auf eine zunehmend dynamische Umwelt.
Das macht das Recruiting zukunftsfähig und wird für mehr Rekrutierungserfolg sorgen. Dazu werden nicht zuletzt auch die HR-Blogger beitragen, die mit der Vielzahl von Ideen stetig Impulse geben. Mit unserem 5-jährigen Rekrutierungserfolg.de wollen Ruth Böck und ich dazu auch einen Beitrag leisten und haben uns daher ganz besonders über das folgende Statement von Stefan Scheller gefreut:
„Rekrutierungserfolg.de ist für mich als Blogger vor allem Inspirations- und Informationsquelle. Das Portal lädt zum Stöbern und Recherchieren ein.“
Und genau so soll es sein.