HR-Verantwortliche schauen im Bewerbungsprozess oft zunächst auf Abschlüsse, Zertifikate und Arbeitszeugnisse. Doch diese Hard Skills machen aus einer Fachkraft nicht zwangsläufig auch einen guten Beschäftigten. Arbeitgeber legen daher bei der Personalauswahl auch großen Wert auf soziale Kompetenzen, die sogenannten Soft Skills. Doch welche wünschen sich Unternehmen konkret von Bewerberinnen und Bewerbern? Und wie unterscheiden sich die Erwartungen in einzelnen Berufsgruppen und Hierarchiestufen? Diesen Fragen geht der BAP Job-Navigator in seiner Mai-Ausgabe auf den Grund. Die Berliner Personalmarktforschung index Research hat dafür 1,6 Millionen Stellenanzeigen analysiert, die Unternehmen und öffentliche Arbeitgeber im April 2023 ausgeschrieben haben.
Unabhängig von Branche und Unternehmen müssen Bewerberinnen und Bewerber ins Team passen und mit den Kolleginnen und Kollegen produktiv zusammenarbeiten. Angeführt wird das Ranking der Top 10 der gewünschten Soft Skills daher, wie bereits in den vergangenen Jahren, von Teamfähigkeit. Im April nannten deutschlandweit mehr als 109.000 Arbeitgeber in über 560.000 Stellenangeboten diesen Soft Skill. Das entspricht einem Anteil von nahezu 35 Prozent aller im April 2023 öffentlich ausgeschriebenen Positionen. Ebenfalls großen Wert legen sie auf Selbstständigkeit, die im Anzeigentext von über 420.000 Stellen stand (25,6%).
Auf den weiteren Rängen folgen Kommunikationsfähigkeit (20,6%), Zuverlässigkeit (19,7%) und Flexibilität (14,7%). Qualitäten wie Verantwortungsbewusstsein und Sorgfalt stehen in den Anforderungsprofilen ebenfalls weit oben (10,6% und 10,5%). Recht wichtig sind Arbeitgebern zudem die Soft Skills strukturierte Arbeitsweise (8,8%), Freundlichkeit (8,4%) und Organisationstalent (7,7%).
Deutliche Unterschiede der erforderlichen Soft Skills je nach Berufsgruppe
Über die meisten Berufsgruppen hinweg ist die Teamfähigkeit, nach dem Anzeigentext in Stellenangeboten zu urteilen, der gefragteste Soft Skill. Nur in Jobangeboten für Fachkräfte im Consulting, Marketing, Projektmanagement, Personalwesen und Management nannten Unternehmen Kommunikationsfähigkeit am häufigsten.
Für Berufsprofile mit viel Kundenkontakt, wie zum Beispiel im Verkauf, im Hotel- und Gastgewerbe sowie im Office Management, spielt Freundlichkeit eine überdurchschnittlich große Rolle in Stellenanzeigen. Im Hotel- und Gastgewerbe kommt es außerdem auf ein gepflegtes Erscheinungsbild an. In 15 Prozent der Jobangebote dieser Berufsgruppe wurde diese Anforderung ausdrücklich erwähnt. In Stellenausschreibungen für klassische Blue Collar Worker wie in der Logistik und im Handwerk wird hingegen der Soft Skill Belastbarkeit überdurchschnittlich oft eingefordert.
Von bestimmten Fachkräften erwarten die Arbeitgeber zudem ganz besondere Soft Skills. So wird im Gesundheitswesen und im sozialen Bereich in jedem vierten Jobangebot Einfühlungsvermögen vorausgesetzt. In Stellenangeboten für IT-Spezialisten stehen Analysefähigkeit sowie Lösungsorientierung so oft wie in wie in keinem anderen Bereich, nämlich in rund 13 bzw. 8 Prozent aller Jobangebote.
Position im Unternehmen entscheidet über gewünschte Soft Skills
Egal ob Berufseinsteiger oder Führungskräfte: Kommunikativ, teamfähig, selbstständig und zuverlässig sollten alle zukünftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sein. Flexibilität ist dabei ein weiterer Soft Skill, den sich Arbeitgeber hierarchieübergreifend wünschen, ganz besonders jedoch von Fachkräften mit Berufsausbildung und gewerblichen Fachkräften (jeweils fast 17 Prozent aller Jobangebote).
Von Führungskräften erwarten Arbeitgeber hingegen auch Durchsetzungsvermögen. Denn in rund 12 Prozent der Jobangebote wurde dieser Soft Skill genannt. Bei Young Professionals kommt es stark auf Eigeninitiative (11 Prozent der Stellenangebote) und Eigenmotivation (8 Prozent der Stellenangebote) an. Fachkräfte mit akademischer Bildung sollten auch eine strukturierte Arbeitsweise (13 Prozent der Jobangebote) und Analysefähigkeit (11 Prozent der Jobangebote) mitbringen. Von den gewerblichen Fachkräften wünschen sich Arbeitgeber überdurchschnittlich oft Sorgfalt (15 Prozent aller Jobangebote).