Wie oft haben wir diesen Satz schon gehört, wenn wir mit Unternehmen über Inhalte von Karrierewebseiten oder Stellenanzeigen sprechen. Gerade im Zusammenhang mit Checks zur Bewertung der Online Recruiting Praxis (OReP) stellen wir immer wieder fest, dass Unternehmen sehr zurückhaltend bis gar nicht über ihre Arbeitgeberangebote informieren.
Der Grund: Weil sie nicht die medial hochgejubelten Must Haves anbieten, schätzen sie ihr Angebot als geringwertig ein. So verschenken sie wertvolles Potenzial, Job-Interessenten Einblicke in die Rahmenbedingungen einer Zusammenarbeit zu geben. Diese erfahren dann nämlich nicht, was die vermeintlich unscheinbaren Annehmlichkeiten sind, die gerade die Mitarbeit in diesem Unternehmen attraktiv machen. Dabei sind diese Dinge oft viel wichtiger als z.B. die Kicker-Lounge, die vielleicht in der ersten Zeit seinen Reiz hat, aber dann oft verwaist im Weg rumsteht.
Geringschätzung eigener Arbeitgeberangebote – ein Fehler
Dabei haben Unternehmen oft viel mehr zu bieten als ihnen bewusst ist. Sie meinen aber, dass das alles Selbstverständlichkeiten sind, die keinen Bewerber hinter dem Ofen hervorlocken. So hören wir dann immer: Wir haben doch keine Kantine, keinen Betriebskindergarten, keine Betriebliche Altersvorsorge, kein Gesundheitsmanagement, oder, oder …. Wie sollen wir da mithalten?
Warum sollten nur solche Zusatzleistungen für Bewerber attraktive Arbeitgeberangebote sein? Was für den Einzelnen Arbeitgeberattraktivität ausmacht, ist höchst subjektiv und unterschiedlich. Und dabei geht es bei weitem nicht nur um betriebliche Sozialleistungen wie unterschiedliche Studien zeigen. Und warum sollte ein Arbeitgeber nur dann interessant sein, wenn er genau das anbietet, was Google und andere Weltkonzerne publikumswirksam inszenieren? Was heute IN ist, kann morgen schon wieder unattraktiv sein. Was für die einen attraktiv ist, ist für andere Unsinn. Was für das eine Unternehmen authentisch ist, widerspricht der Kultur des anderen Unternehmens.
Unternehmen tun gut daran, sich nicht nur an solchen Must Haves zu orientieren. Sie sollten trotzdem, auch wenn sie da vermeintlich nicht “mithalten” können, über ihre Arbeitgeberleistungen auf der Karriereseite und in Stellenanzeigen sprechen und genau die Arbeitgeberangebote selbstbewusst platzieren, die dazu beitragen, dass die vorhandenen Mitarbeiter (gerne) bei ihnen arbeiten.
Sich dem Wert der eigenen Angebote viel mehr bewusst werden
Wer glaubt, dass er als Arbeitgeber wenig zu bieten hat, sollte zwei Dinge tun:
- sich mit den Bedürfnissen der eigenen Bewerberzielgruppen auseinandersetzen. Hilfreich sind dazu einschlägige Studien über Präferenzen und Erwartungen der Zielgruppen wie z.B. Berufseinsteiger, High Potentials oder Fachkräfte oder eine Mitarbeiterbefragung.
- analysieren, was den Mitarbeitern die tägliche Arbeit leicht von der Hand gehen lässt, die Zusammenarbeit angenehm macht und dazu führt, dass Mitarbeiter im Unternehmen bleiben. Empfehlenswert ist es hierbei Mitarbeiter und Führungskräfte, z.B. durch Interviews oder Workshops einzubeziehen, und Augen und Ohren z.B. in Mitarbeitergesprächen offen zu halten.
Ein Abgleich dieser Punkte hilft nicht nur, die eigenen Angebote mehr wertzuschätzen. Er trägt auch dazu bei, die für die Bewerberzielgruppen relevanten Arbeitgeberangebote z.B. auf der Karriereseite oder in Stellenanzeigen konkret zu beschreiben. So wird aus dem vorhandenen Arbeitgeberangebot ein zielgruppenorientiertes Alleinstellungsmerkmal, das man nicht verstecken muss.
Ganz im Gegenteil: offensiv präsentiert, können sich Job-Interessenten nicht nur ein besseres Bild vom Arbeitgeber machen. Beschreibt der Arbeitgeber außerdem an der einen oder anderen Stelle, warum er etwas anbietet (oder auch nicht!), erfährt der Job-Interessent zusätzlich noch etwas über das Mitarbeiterbild bzw. die Unternehmenskultur. Und genau darum geht es ja den Bewerbern: Sie möchten die “Persönlichkeit des Unternehmens” kennenlernen und mit ihren eigenen Vorstellungen abgleichen.
Beispiele von Arbeitgeberangeboten – subjektiv unscheinbar oder attraktiv?
Unternehmen staunen oft nicht schlecht, was beim Zusammentragen ihrer Arbeitgeberangebote so alles zusammen kommt. Hier ein paar konkrete Beispiele aus einigen Projekten:
- Büroausstattung: Höhenverstellbare Steh-Sitz-Schreibtische, Headsets, Lärmschutzmaßnahmen Großraumbüro, Firmenhandy/-Laptop/-Tablett auch zur privaten Nutzung
- Arbeitsumfeld: Kaffee und Wasser kostenfrei, Coach/Mediator für schwierige Situationen, klimatisierte Besprechungsräume, hochwertige Multimedia Ausstattung, (Rückzugs-) Raum mit Sofa und Sesseln, unternehmenseigener Garten/Park
- Work-Live-Ballance: Freie Brückentage, freier Tag im Monat des eigenen Geburtstages, Vertrauensarbeitszeit, recht geregelte Arbeitszeiten, ÖPNV direkt vor dem Haus/ kostenfreie Parkplätze, sehr gute Infrastruktur im Unternehmensumfeld (Besorgungen des täglichen Bedarfs, Ärzte, Fitness-Studio etc.)
- Freizeitangebote: Laufgemeinschaften, Unternehmens-Band/-Chor, Kontingent an ermäßigten/Frei-Karten für Spiele eines gesponsorten Sportvereins
- Firmen-Events: Soziales Engagement des Unternehmens, an dem Mitarbeiter sich aktiv beteiligen können (Social Days, Teilnahme an Charity-Läufen), Alumni-Treffen für ehemalige Mitarbeiter, jährliches Familienfest, Karnevalsfeier
- Weiterbildung/-entwicklung: persönliches Weiterbildungsbudget, E-Learning-Angebote, regelmäßige Feedbackgespräche
- Sicherheit: übertarifliches/ über Marktniveau befindliches Gehalt, geringe Fluktuation, Wachstumskurs
- ….
Und was macht Sie als Arbeitgeber aus? Fragen Sie ruhig mal Ihre Mitarbeiter und Führungskräfte und nutzen Sie dies, um sich als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren. Denn es gilt wie wir Kölner sagen: Jede Jeck is anders. Das gilt für die Interessen der potenziellen Bewerber wie für die Angebote der Arbeitgeber.
* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.