Hohe Fachkräftenachfrage: Im November 2021 wurden die bislang meisten Jobangebote des Jahres veröffentlicht. Insgesamt waren mehr als 189.000 Unternehmen auf der Suche nach rund 1,36 Millionen Fachkräften. Gleichzeitig hat sich die Arbeitslosenquote im Vergleich zum Vormonat erneut verringert und liegt nun bei 5,1 Prozent, dem geringsten Wert seit Beginn der Corona-Pandemie.
Der BAP Job-Navigator hat das Jobangebot im November genauer unter die Lupe genommen und zeigt jene Berufshauptgruppen auf, bei denen die größte Abweichung zwischen Jobangeboten und den Arbeitslosenzahlen bestehen. Daraus lassen sich aufschlussreiche Erkenntnisse in Bezug auf den vielschichtigen Fachkräftemangel ableiten. Betrachtet wurden für diese Auswertung dabei die von der Bundesagentur für Arbeit (BA) geführten Berufshauptgruppen.
Besonders starker Fachkräftemangel im MINT-Bereich und im Bauwesen
Im MINT-Bereich werden qualifizierte Fachkräfte händeringend gesucht, wobei die unbefriedigte Nachfrage im Bereich Informatik-, Informations- und Kommunikationstechnologie am größten ist. Rund 26.000 Arbeitslose standen 84.400 offenen Positionen im November gegenüber, das entspricht anteilsmäßig der größten Differenz. Eine ähnliche Diskrepanz gibt es bei technischen Forschungs-, Entwicklungs-, Konstruktions- und Produktionssteuerungsberufen. Hier wurden im November insgesamt rund 70.000 Fachkräfte gesucht, das entspricht 2,8 Jobs je Erwerbslosen. Ebenfalls zu den zehn Berufsgruppen mit größtem Fachkräftemangel gehören Mechatronik-, Energie- und Elektroberufe.
Auch im Bauwesen können viele offene Stellen nicht besetzt werden. Besonders stark weicht das Verhältnis zwischen Jobs und Arbeitslosen bei der Berufsgruppe Bauplanungs-, Architektur- und Vermessungsberufe ab. Hier gab es im letzten Monat 16.500 Jobangebote sowie rund 6.400 Arbeitslose.
Große Diskrepanz auch im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege
Der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen ist in den vergangenen Monaten noch stärker in den Fokus gerückt. Nicht nur in Pandemiezeiten fehlen zunehmend Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegepersonal. Durch den voranschreitenden demografischen Wandel verstärkt sich hier die Nachfrage deutlich. Zum einen wird das Erwerbspotenzial geringer, zum anderen wächst die Zahl der pflegebedürftigen Patientinnen und Patienten. Oftmals unattraktive und schwierige Arbeitsbedingungen verstärken diese Situation noch. Für medizinische Gesundheitsberufe wurden im vergangenen Monat knapp 93.000 offene Stellen ausgeschrieben, die Zahl der Arbeitslosen in diesem Bereich ist hingegen nur halb so hoch. Die Nachfrage nach passend qualifizierten Fachkräften kann somit nicht ansatzweise adäquat gedeckt werden.
Angebot und Nachfrage bei Bürojobs fast ausgeglichen
Im November 2021 wurden mit rund 167.700 Stellenangeboten die meisten Jobs für den Bereich Unternehmensführung und -organisation (Büro und Sekretariat, Personalwesen etc.) veröffentlicht. Gleichzeitig gibt es in diesem Bereich rund 193.800 Arbeitslose. Angebot und Nachfrage sind in dieser Berufsgruppe also relativ ausgeglichen.
Viele Arbeitslose in Verkehrs- und Logistikberufen durch Matchingdiskrepanzen
Die höchste Arbeitslosigkeit in absoluten Zahlen gibt die BA derzeit bei den Verkehrs- und Logistikberufen (außer Fahrzeugführung) an. Hier übersteigt die Nachfrage das Angebot deutlich und auf eine offene Position kommen drei Arbeitslose. Dies hängt unter anderem damit zusammen, dass viele Logistikschritte in den vergangenen Jahren digitalisiert und automatisiert wurden. Dadurch sind etliche Stellen für Hilfskräfte weggefallen. Gleichzeitig fehlen qualifizierte Fachkräfte in diesem Bereich.
Wird das Verhältnis zwischen Anzahl der Jobangebote und Arbeitslosenzahl betrachtet, gibt es bei den Reinigungsberufen die größte Schere. Je Jobangebot gibt es hier insgesamt zehn Arbeitslose. Ebenfalls aus wenigen Jobangeboten können Arbeitssuchende aus dem Bereich darstellende und unterhaltende Berufe wählen. Coronabedingt wurden im November nur 4.100 Jobs ausgeschrieben und die Arbeitslosigkeit ist in diesem Bereich in den vergangenen zwei Jahren deutlich auf 12.400 Personen insgesamt gestiegen.