Abwärtstrend bei Ausbildungsverträgen vorerst gestoppt

Auch wenn es der deutschen Wirtschaft nach wie vor schwerfällt, alle offenen Ausbildungsplätze zu besetzen, lässt die neue Ausbildungsumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) einige positive Anzeichen erkennen.

"Trotz der demografischen Entwicklung und der Studienneigung vieler junger Menschen ist der Abwärtstrend bei den Ausbildungsverträgen vorerst gestoppt", berichtete der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer Achim Dercks bei der Vorstellung der Erhebung am heutigen Donnerstag in Berlin. "Im vergangenen Jahr konnten die Betriebe insgesamt mehr Ausbildungsverträge schließen, obwohl die Schülerzahlen weiter rückläufig waren."

Auch die aktuelle DIHK-Umfrage, an der sich knapp 12.500 Ausbildungsbetrieben beteiligten, zeige: "Junge Menschen sehen in der beruflichen Ausbildung wieder öfter einen attraktiven Einstieg ins Berufsleben. Zudem konnten auch mehr Abiturienten oder Studienabbrecher für eine duale Ausbildung gewonnen werden."

Das sei eine gute Nachricht, so Dercks. "Aber die Herausforderung für die deutschen Unternehmen, den dringend benötigten Nachwuchs an Fachkräften zu entwickeln, bleibt riesig." Das zeige sich etwa daran, dass 2018 noch einmal 19.000 betriebliche Ausbildungsplätze mehr gemeldet worden seien als im Jahr zuvor.

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"Perspektivisch müssen in den nächsten Jahren viele erfahrene Mitarbeiter in den Betrieben ersetzt werden", gab der stellvertretende DIHK-Hauptgeschäftsführer zu bedenken. "Wir dürfen deshalb nicht nachlassen, einen höheren Anteil der Schulabgänger für die Berufliche Bildung zu gewinnen." Schließlich sichere nicht zuletzt die duale Ausbildung die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft. "Wer sich bemüht, kann gewinnen oder verlieren", betonte Dercks. "Wer sich nicht bemüht, hat schon verloren." 

Die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage im Überblick:

1. Die Besetzung von Ausbildungsplätzen bleibt schwierig: Im Berichtsjahr 2018 blieben in rund jedem dritten Betrieb Ausbildungsplätze unbesetzt (32 Prozent; 2017: 34 Prozent).

2. Mehr Engagement in der Berufsorientierung ist notwendig: 47 Prozent der Betriebe geben an, dass realistische Berufsvorstellungen der Jugendlichen ihnen das Ausbilden erleichtern würden.

3. Bessere Zusammenarbeit mit Berufsschulen gewünscht: Für 37 Prozent der Betriebe würde eine noch bessere Zusammenarbeit mit ihrer Berufsschule das Ausbilden erleichtern.

4. Politik muss die Rahmenbedingungen verbessern: Bereits ein Drittel der Betriebe stellt zu weite Entfernungen zur Berufsschule fest.

5. Auswirkungen der Digitalisierung kommen in der betrieblichen Ausbildung schneller an: Für 77 Prozent der Betriebe sind IT-Kenntnisse der Jugendlichen in Zukunft ein wichtiges Einstellungsstellungskriterium.

6. Ausbildungsberufe machen fit für digitale Arbeitswelt: Drei von vier Betrieben bestätigen, dass die vorhandenen Ausbildungsberufe auch in Zeiten des digitalen Wandels ihren betrieblichen Bedarf treffen.

7. Integration von Geflüchteten wird zunehmend gelebte Praxis in Deutschland: Rund 16 Prozent der Unternehmen bilden derzeit Geflüchtete aus; im Vorjahr waren es 14 Prozent.