Höhere Löhne und individuelle Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel

Top 5 der am schwierigsten zu besetzenden Stellen Ausschnitt Bildrechte | Fotograf. ManpowerGroup Deutschland GmbH

Der weltweite Fachkräftemangel bleibt weiterhin auf einem Rekordhoch. Im Ländervergleich nimmt Deutschland mit Griechenland und Israel den zweiten Platz ein. Satte 82 Prozent der Personalentscheider*innen hierzulande berichten von Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen. Dies ergab eine Befragung zum Fachkräftemangel, die die ManpowerGroup im Rahmen ihres aktuellen Arbeitsmarktbarometers durchgeführt hat. “Mit dem Renteneintritt der Babyboomer in den kommenden Jahren wird der Fachkräftemangel weiter anziehen und die Anforderungen an den Arbeitsmarkt verschieben sich. Arbeitgeber haben die Herausforderung, Antworten für alle Beschäftigten zu finden und dem Wunsch nach Individualisierung und Flexibilität nachzukommen”, sagt Iwona Janas, Country Manager der ManpowerGroup Deutschland. Unternehmen reagieren bereits auf den immer kleiner werdenden Pool verfügbarer Fachkräfte und passen ihr Leistungsangebot an.

Innerhalb von zehn Jahren hat sich der Fachkräftemangel in Deutschland mehr als verdoppelt (40 Prozent in 2014). Weltweit liegt der Durchschnittswert bei 75 Prozent. Vom Fachkräftemangel betroffen sind alle untersuchten Branchen. Mit 89 Prozent verzeichnet dabei aber der Bereich Konsumgüter & Dienstleistungen den größten Mangel an Fachkräften. Auch im Gesundheitswesen & Life Sciences (88 Prozent) und der Transport- & Logistik- und Automotivbranche (87 Prozent) wird händeringend Personal gesucht. Den geringsten Mangel melden Unternehmen aus dem Energie- und Versorgungssektor mit 63 Prozent, aber auch hier liegt die Nachfrage nach Fachkräften deutlich über dem Angebot.

Individuelle Angebote: Bedürfnisse der Bewerbenden kennen

Wer im Wettbewerb um die besten Talente punkten möchte, muss die individuellen Bedürfnisse der Bewerbenden kennen, im Recruiting-Prozess gezielt darauf eingehen und dabei schnell sein. Dazu sagt Janas: “Ganz gleich, ob Gen Z, Silver Worker und Beschäftigte mit Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen: Arbeitnehmende erwarten von ihren Arbeitgebern Verständnis für ihre jeweilige Lebens- und Familiensituation und fordern entsprechende Angebote auch immer deutlicher ein.”

Laut der Befragung versuchen 39 Prozent der Unternehmen, sich mit einer flexibleren Gestaltung der Arbeitszeit (Teilzeit, variable Arbeitszeiten) als attraktiver Arbeitgeber zu positionieren, um sich einen Wettbewerbsvorteil bei der Gewinnung und Bindung von Arbeitskräften zu verschaffen. 36 Prozent der Personalentscheider*innen setzen auf eine Anhebung der Löhne und 30 Prozent möchten mit mehr Freiheiten bei der Wahl des Arbeitsortes (Standort, Hybrid, Remote) überzeugen.

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Außerdem locken 23 Prozent der Arbeitgeber neue Mitarbeitende mit Einstiegsprämien. 20 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, Fachkräfte an das Unternehmen binden zu wollen, die sie nicht zwingend benötigen. Eine Senkung der eigenen Anforderungen an die Bewerbenden kommt hingegen nur für 18 Prozent infrage. Lediglich 17 Prozent versuchen, offene Stellen durch internationales Recruiting zu besetzen.

Arbeitnehmermarkt erfordert Umdenken beim Recruiting

“Mit den klassischen Maßnahmen der Personalsuche kommt man heutzutage nicht mehr weiter. Da das Finden und Entwickeln von Talenten unser Kerngeschäft ist und wir über einen hervorragenden Bewerberpool verfügen, fällt es uns leichter, durch kreative und individuelle Recruiting-Lösungen geeignete Kandidat*innen zu gewinnen, als Unternehmen, die das nicht jeden Tag tun”, sagt Janas.

Mit Blick auf die fachlichen Fähigkeiten zeigt die Befragung weiter, dass qualifizierte Kandidat*innen mit Kenntnissen in den Bereichen IT/Datenverarbeitung, Fertigung & Produktion sowie Betrieb & Logistik besonders schwer zu finden sind. Aber auch im Ingenieurs- und Personalwesen und im Bereich Verwaltung und Bürounterstützung ist der Talentmangel groß.

Neben der fachlichen Eignung legen Arbeitgeber bei der Auswahl neuer Mitarbeitenden auf bestimmte Soft Skills* großen Wert: Besonders gefragt sind Jobaspirant*innen, die in Sachen Zusammenarbeit & Teamfähigkeit (42 Prozent) sowie Verantwortungsbereitschaft & Verlässlichkeit (38 Prozent) überzeugen können. Auch Belastbarkeit & Anpassungsfähigkeit (32 Prozent), die Fähigkeit für initiatives Handeln (26 Prozent) sowie zur Kreativität & Originalität (21 Prozent) sind für Arbeitgeber wichtige Soft Skills.

Fachkräftemangel durch Weiterbildungsmaßnahmen mildern

Mit höheren Investitionen in berufliche Weiterbildung und Qualifizierungsmaßnehmen können Unternehmen die Auswirkungen des Fachkräftemangels abschwächen. “Für Unternehmen liegt darin die enorme Chance, Mitarbeitende zu unterstützen, ihre Kompetenzen weiterzuentwickeln und ihnen dabei zu helfen, neue Fähigkeiten zu erlernen und sie somit auf die Anforderungen der Arbeitsplätze der Zukunft vorzubereiten. Entsprechend der Qualifikation und der Branchenerfahrung bieten wir für unsere Mitarbeiter*innen vielfältige Qualifizierungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Beispielsweise planen wir im Rahmen des Upskillings jährlich circa 10.000 Qualifizierungsmaßnahmen für unsere Mitarbeitende”, so Janas.

Die Ergebnisse der Zusatzbefragung zum Fachkräftemangel und des aktuellen ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometers für das 1. Quartal 2024 gibt es hier: Studie Fachkräftemangel 2024

*Quelle: ManpowerGroup Arbeitsmarktbarometer für Q4/2023