Personaler und Personalentscheider tun es, aber auch Kandidaten: Sie recherchieren, mit wem sie es zu tun haben. Wie auch immer Bewerber auf einen Arbeitgeber und/oder seine Vakanzen aufmerksam wurden, eine wesentliche Informationsquelle im Web ist die Karriereseite des Unternehmens, eine andere sind Social Media-Profile. Auch die Sichtung von Arbeitgeber-Bewertungsplattformen (kununu, glassdoor, jobvoting oder companize etc.) gehört für viele dazu. Und persönliche Profile von Ansprechpartnern in sozialen Netzwerken werden spätestens zum Vorstellungsgespräch gesucht und gesichtet.
Was Kandidaten bei ihren Recherchen vorfinden, enttäuscht sie aber oft und beeinträchtigt die Candidate Experience schon im frühen Stadium eines potenziellen Bewerbungsprozesses. Denn fehlende Informationen und Benutzerfreundlichkeit sowie wenig erkennbares Engagement zeugen nicht von besonderem Interesse und Wertschätzung gegenüber Bewerbern. Studienergebnisse zeigen, wo es hakt und Arbeitgeber können daraus ein paar Maßnahmen ableiten, mit denen sie einen positiven Eindruck beim Background Check durch die Kandidaten hinterlassen.
Oft nicht das, was Bewerber suchen
Karriereseiten – den Arbeitgeber kennenlernen und Gründe für Mitarbeit erkennen
Ein jüngst durchgeführter Recruiting Check zu Karriereseiten im Mittelstand machte deutlich, dass
- einige der betrachteten mittelständischen Arbeitgeber eigentlich keine Karriereseiten, sondern lediglich Listen offener Stellen veröffentlichen.
- über Arbeitsbedingungen und den Bewerbungsprozess zu wenig informiert wird und emotionale Einblicke zumindest rar sind.
- die Bewerber viel zu oft „über einen Kamm geschert“ werden, nur ein kleiner Teil differenziert nach mehreren Bewerbergruppen.
- die Benutzerfreundlichkeit zu wünschen übrig lässt; Schriften sind zu klein, Strukturierung und Visualisierung werden zu wenig eingesetzt.
- die Aussagekraft und Verständlichkeit von Informationen durch eine hohe Floskelhaftigkeit eingeschränkt ist.
- Interaktionsmöglichkeiten durch Angabe von Ansprechpartnern mitsamt Kontaktdaten oder weiteren Informationen oder Dialogmöglichkeiten via Social Media selten sind.
- die mobile Nutzbarkeit noch stark ausbaufähig ist.
- und für die Erreichbarkeit noch oft zu wenig getan wird: kryptische URLs, wenig Suchmaschinenoptimierung und teilweise geringe Sichtbarkeit und Verlinkung auf der Unternehmenswebseite tragen dazu bei.
Eine vergleichbare Untersuchung in der Gesundheitsbranche (Krankenhäuser) kam im Detail zu ein paar anderen, vom Tenor her aber ähnlichen Ergebnissen. Eine Untersuchung der Karriereseiten der 100 größten Arbeitgeber zeigt ebenfalls Defizite auf.
Arbeitgeberbewertung – was sagen Mitarbeiter und wie positionieren Arbeitgeber sich
Das Engagement auf den Arbeitgeberbewertungsplattformen ist – sagen wir mal – mäßig. Zwar werden die Profile durchaus oft aufgerufen, aber Bewertungen werden im Vergleich zu der Zahl der Mitarbeiter wenig abgegeben. Und obwohl Arbeitgeber die Möglichkeit haben, Bewertungen zu kommentieren, tun sie es kaum bis gar nicht.
Profile von Ansprechpartnern in Social Media – wer ist das und sind wir auf Augenhöhe
Wir haben vor einiger Zeit einmal die Online-Präsenz von Ansprechpartnern in Stellenanzeigen genauer untersucht und auch das Recuiter´s Branding unter die Lupe genommen. 80 Stellenanzeigen wurden untersucht, über 80% nannten Ansprechpartner, davon waren etwa 2/3 auch in Xing vertreten, knapp ein Drittel auf LinkedIn und etwa ein Fünftel auf Facebook.
Allerdings schotten sich die Ansprechpartner stark ab und geben nur wenig Kontaktmöglichkeiten öffentlich bekannt. Auch geben sie wenig Informationen preis und nutzen die gebotenen Möglichkeiten zu wenig , um auf Ihre Recruiting-Aktivitäten aufmerksam zu machen. Das zeigt eine Detailanalyse von 50 Recruiter-Profilen in Xing.
So sammeln Arbeitgeber wichtige Punkte im Background Check ihrer potenziellen Kandidaten
- Content zählt, daher auf Karriereseiten und Social Media Profilen relevanten und für (verschiedene) Bewerbergruppen jeweils interessanten Inhalt bereitstellen, z.B. Eckdaten des Unternehmens, Arbeitsumfeld, Bewerbungsprozess. In persönlichen Profilen sollte man sich stärker als Repräsentant statt als Privatperson präsentieren und verfügbare Möglichkeiten nutzen, über den Arbeitgeber oder offene Stellen zu informieren.
- Auf Bewerberfreundlichkeit achten. Denn der beste Inhalt hilft nicht, wenn Kandidaten ihn nicht schnell und einfach finden. Daher Wert auf Lesbarkeit, Verständlichkeit, Visualisierung und mobile Benutzbarkeit legen.
- Interaktionsmöglichkeiten anbieten. Dazu gehört zumindest die Angabe von Ansprechpartnern und deren Kontaktdaten, aber auch der Einsatz einfacher Formulare und Bewerbungsoptionen. Kontakt-Optionen gehören auch in die persönlichen Profile.
- Gute Erreichbarkeit von Karriereseiten und Social Media Profilen sicherstellen. Deshalb die Möglichkeiten der Suchmaschinenoptimierung nutzen, einfach merkbare URLs nutzen und gut sichtbare Direktlinks einsetzen.
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* Auch wenn wir zu Gunsten der Lesbarkeit auf die gleichzeitige Nutzung aller Genderformen verzichten, meinen wir immer alle Geschlechter.